162. Estland: Grenze Ikla - Kuressaare / Mai-Juni 2024
Kurz nach der Grenze von Lettland nach Estland fanden wir einen schönen Stellplatz hinter den Dünen.
Hier tummelten sich mehr Vögel als Menschen.
Über den Wiesen kreisten Kiebitze (Vanellus vanellus).
Direkt bei unserem Sol erhielten wir Besuch von kleineren Vögeln:
Eine Schafstelze (Motacilla flava) …
… und eine Bachstelze (Motacilla alba).
Bei einer Wanderung über den Strand begegneten wir diesen Brandgänsen (Tadorna tadorna), …
… Austernfischern (Haemotopus ostralegus) …
und vielen Höckerschwänen (Cygnus olor).
Am Ufer im Schilf wimmelte es von Libellen.
Mit den Fahrrädern unternahmen wir Touren durch die flache Landschaft. In Estland sind, im Gegensatz zu Lettland, fast alle Nebenstrecken asphaltiert.
Bei Tostamaa entdeckten wir diesen Opferstein. Legte man eine - meist symbolische - Gabe auf den Stein, konnte man Krankheiten loswerden. Auf keinen Fall durften Opfergaben vom Stein entfernt werden, wollte man sich nicht die Krankheiten zuziehen, die die Vorgänger am Stein hinterlassen hatten.
Am Straßenrand blühten Orchideen wie das Helmknabenkraut (Orchis militaris).
Auch die Blüten des gemeinen Schneeballs (Viburnum opulus) fanden wir sehr fotogen.
Bei unseren Touren über Land fielen uns die großen alten Herrenhäuser der früheren Landbesitzer auf. Bis 1919 waren sie überwiegend in Besitz des deutschen Landadels.
Heute sind sie in recht unterschiedlichem Erhaltungszustand.
Bei Tostamaa ist heute eine Schule in dem Gebäude untergebracht.
Dem Gutshaus in Lihula täte eine Renovierung gut.
Die Siedlungen auf dem Land sind klein und verstreut. So stehen die Kirchen oft einsam in der Landschaft, wie die orthodoxe Kirche bei Kopu.
Wohnmobile treffen wir bisher noch nicht allzu viele. Dieses hier hat uns besonders gut gefallen.
Mit der Fähre setzten wir auf die Insel Muhu über. Ohne Abgaswolken schnurrte sie leise über die Ostsee. Ihr Antrieb wird wohl elektrisch sein.
Am Nachmittag türmten sich oft Gewitterwolken auf. Wir standen im Süden von Muhu auf einem Erdweg in einer Wiese. Unser Entschluss, lieber wieder auf festeren Untergrund zu fahren, bevor das Gewitter niederging, erwies sich als gute Entscheidung. Beim Nachmittagskaffee gab es einen Wolkenbruch.
Die Sonne geht zur Zeit erst nach 22 Uhr unter und selbst um Mitternacht ist es noch nicht richtig dunkel. Werden die Gewitterwolken am Abend von der tiefstehenden Sonne beleuchtet, ergibt sich eine mystische Stimmung.
Auf den Inseln vor Estlands Westküste stehen noch viele Windmühlen.
Direkt neben der Straße liegt dieser Geisterstein. Hier hatten Anfang des 20. Jahrhunderts einige Einheimische Erscheinungen.
Passiert man betrunken den Stein, muss man ihm unbedingt Alkohol spenden, sonst gibt es ein Unglück.
Mussten wir aber nicht, wir waren nüchtern.
In der Mitte der Insel Muhu liegt eine alte Begräbnisstätte, die ab ca. 500 vor Christus benutzt wurde.
Christianisiert wurde die Region im 13. Jahrhundert vom Deutschen Orden.
An der Nordküste von Muhu besuchten wir das Üügü-„Kliff“. Nun ja, mit den Cliffs of Moher kann es nicht konkurrieren, aber wir unternahmen einen schönen Spaziergang.
Nach einem Gewitterschauer tropfte alles.
Wir fanden ein Plätzchen am Meer. Unser Sol war umgeben von einem Blütenmeer, aus Feuerlilien …
… und gewöhnlichen Natternköpfen.
Viele Vögel flogen direkt an unseren Fenstern vorbei:
Lachmöwen (Larus ridibundus)
Silbermöwen (Larus argentatus)
Besonders angetan hatten es uns die flinken Seeschwalben. Wir halten sie für Küstenseeschwalben.
Sie tanzten regelrecht Ballett in der Luft.
Die Enten waren deutlich scheuer.
Kormorane sichteten wir nur in der Ferne.
Auch die Silberreiher (Ardea alba) erwiesen sich als sehr kamerascheu und ergriffen schnell die Flucht.
Koguva ist ein kleines Dorf an der Westküste von Muhu mit vielen schönen alten Häusern. Manche sind heute ein Heimatmuseum und können besichtigt werden.
Über einen Damm fuhren wir zur größten Insel Estlands, Saaremaa. Dieses Denkmal ist dem lokalen Dialekt gewidmet. Optisch passte unser Sol gut hinein.
Bei Koigi unternahmen wir wieder eine Moorwanderung über einen Steg.
Um auf das Moor zu gelangen, mussten wir zuerst durch einen Wald mit Schwärmen von Moskitos. Wir fanden heraus, dass sie es ab einer Laufgeschwindigkeit von 6 km/h nicht mehr schafften, sich an uns festzusetzen.
Im Moor schwirrten viele Libellen umher.
Wieder am Meer bei Laevaranna gab es die Wolken zur Abwechslung einmal am Morgen.
Auch hier gab es in einer Bucht viele Vögel:
Löffelenten (Spatula clypeata)
Graureiher (Ardea cinerea)
Blesshühner (Fulica atra).
Entlang der Straßen stehen oft Gestelle für Milchkübel.
Bei Kaali hatten wir Glück und konnten den großen Meteoritenkrater alleine bewundern. Nach uns kamen ganze Busladungen an.
Die Hauptstadt von Saaremaa ist Kuressare. Wir spazierten über die Festungsmauern der alten Bischofsburg. Die Stadt war früher dem Bischof von Riga unterstellt und nicht den Ritterorden.
Zu unserer Überraschung war die orthodoxe Kirche von Kuressaare geöffnet. Die ältere Dame, die die Aufsicht hatte, bedauerte, uns nicht alle Ikonen erklären zu können. Sie sei eigentlich lutheranisch gewesen, hätte dann aber einen orthodoxen Priester geheiratet. Es war ihr aber wichtig zu erwähnen, dass die orthodoxe Kirche in Estland nicht Moskau unterstehen würde.
Viele der alten Holzhäuser sind inzwischen schön restauriert.
Blümchenkleider sind DIE Sommermode in Estland.
Hier ist Wolfgang in guten Händen…
Sogar ein paar Murales entdeckten wir in der Stadt.
Jetzt stehen wir etwas weiter südlich an der Ostsee, schauen den Vögeln zu und lassen uns vom Wind durchschaukeln.
Über den Wind freuen wir uns sehr, verscheucht er doch die lästigen Moskitos.
So, das war es wieder einmal von uns.
Bis zum nächsten Mal!