186. Kanaren: Teneriffa 2 (Semana Santa) / April 2025

In Esperanza kamen wir an diesem Denkmal vorbei. Wir fragten nach: Nein, es wurde niemand enthauptet. Es ist dem für Teneriffa typischen Kleidungsstück gewidmet, einem Wollumhang. Im feuchtkühlen Klima Esperanzas wurde er besonders oft benötigt. So wurde er nach dem Ort benannt: Manta Esperancera.

Feucht-kühl ist nun nicht unser bevorzugtes Klima und so fuhren wir hinunter an die Küste nach Punta de Hidalgo. Der Ort liegt am wild zerklüfteten Anagagebirge, das den Norden Teneriffas bildet.

Die Wolken gaben den Blick zum Teide frei. Am Gipfel hatte es geschneit. Da hatten wir ja richtig Glück mit unserer Gipfelbesteigung vier Tage zuvor.

Wir stellten wieder einmal fest, dass sich unser Sol sehr gut als „Tarnzelt“ zur Vogelbeobachtung eignet.

Es kam Besuch: ein Kanarengirlitz (Serinus canaria), die Wildform der Kanarienvögel.

Die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) erfreute uns mit ihrem Gesang.

Der emsige Kanarenzilpzalp (Phylloscopus canariensis) setzte sich für ein paar Sekunden auf einen Zweig direkt vor unserem Küchenfenster.

Wir fuhren weiter nach La Laguna, wo wir am Palmsonntag und am Montag die Prozessionen der Karwoche miterleben wollten. Am Samstag hatten wir noch Dauerregen. Der erste richtig verregnete Tag seit wir Deutschland im Oktober 2024 verließen. Bei dem Wetter wäre keine Prozession nach draußen gegangen.

Am Palmsonntag zog das Zentrum des Tiefdruckgebietes weiter zur Iberischen Halbinsel und verregnete dort die Prozessionen. So ganz stabil war das Wetter aber auch bei uns noch nicht, und so fanden die Segnung der Palmwedel und der Einzug Jesus auf dem Esel in Jerusalem im Inneren der Kathedrale statt.

Hinter dem Altar ist genügend Platz für eine Prozession.

Am Nachmittag stabilisierte sich das Wetter und so konnten die beiden „Pasos“, Nuestro Padre Jesús de la Sentencia und María Santísima de la Amargura, durch die Gassen des historischen Zentrums von La Laguna ziehen.

Die Kirche war offen und so hatten wir Gelegenheit, schon die Vorbereitungen zu sehen.

Aus Deutschland bekommen wir oft die Rückmeldung, die Feierlichkeiten in der Karwoche hier sähen gruselig aus.

Wir erlebten sie vor Ort mit. Sie sind etwa so „gruselig“ wie eine Fronleichnamsprozession in Oberbayern. Die Prozessionen sind feierlich und ergreifend.

Der Ku-Klux-Klan hatte sich die Gewänder abgeschaut und übernommen. Also hier sind die Originale, die nichts, aber auch wirklich nichts, mit rassistischem Gedankengut zu tun haben.

Die spitzen Hüte aufzusetzen scheint gar nicht so einfach zu sein. Oftmals waren mehrere Versuche und Hilfe nötig, bis sie sicher auf dem Kopf saßen.

Die Prozessionen werden jeweils von einer „Hermandad“ oder „Cofradía“ organisiert. Unser Lexikon übersetzt das mit „Bruderschaft“. So ganz trifft es das nicht, sind doch viele Frauen mit dabei. Früher war das anders. Die ersten Frauen konnten vor ca. 40 Jahren teilnehmen.

Bis alle Kerzen brannten, dauerte es ein Weilchen.

Während Maria auf einem Wagen durch die Gassen geschoben wurde, wurde Jesus getragen. Das war dann doch eine Aufgabe für die Männer.

Dann ging es endlich nach draußen.

Die Pasos passten gerade mal so durch das Portal der Kirche. Da musste schon genau Maß genommen und kritisch hingesehen werden.

Kaum vor der Türe, waren alle Kerzen schon vom Wind ausgeblasen.

Vorschriften bezüglich der Frisur scheinen keine zu bestehen.

Feierlich und langsam, zu Trommeln und Blasmusik, zog die Prozession in Richtung Kathedrale. Die Träger mussten viele Pausen einlegen. Immer, wenn sie den schweren Paso wieder anhoben, gab es Applaus.

Diese beiden Jungs fotografierten wir vor zwei Jahren auch schon. Hier hatten sie gerade ein Problem: Der Weihrauch rauchte nicht mehr.

Ihnen wurde geholfen.

So machte das Ganze doch sichtlich mehr Spaß.

Die Prozession zog in die Kathedrale ein und umrundete dort den Altar.

Danach ging es wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Die Träger kamen wieder unter dem Paso hervor. Es schien anstrengend gewesen zu sein.

Am Montag Abend waren drei Prozessionen geplant, eine davon sollte im Kloster Santa Catarina de Siena starten. Wir nutzen die Gelegenheit, um auch die Klosterkirche zu sehen, die sonst verschlossen ist.

Zuerst fand eine Messe statt, in deren Verlauf neue Mitglieder der Cofradía gesegnet wurden.

Bevor die Gesichter verdeckt waren, konnten wir sehen, dass nicht nur alte Männer Teil der Cofradía sind.

Weiter als bis zum Kirchenportal kam „Soledad de María Santísisma“ jedoch nicht. Es fing ein bisschen zu nieseln an und so musste sie drinnen bleiben.

Ihr Umhang dürfe nicht nass werden, erklärte uns eine Fotografin. Und die Cofradía sei nicht „die reiche Kirche“ und könne sich nicht die Restauration leisten, wenn sie in den Regen käme. Zudem sei der Paso nicht mehr so stabil und könne im Notfall nicht mit Schwung in Sicherheit gebracht werden.

Die beiden anderen Prozessionen fanden jedoch statt und zogen, teils gemeinsam und teils getrennt, durch die Gassen.

Am Dienstag verließen wir La Laguna und machten uns auf den Weg zur Fähre, die uns nach La Palma brachte.

In Santa Cruz de la Palma haben wir den Rest der Semana Santa verbracht.

Aber das wird Gegenstand unseres nächsten Beitrages sein.

Jetzt erst einmal:

Frohe Ostern!

¡Felizes Pascuas!

Bis bald!