Blog Nr 100! Kaum zu glauben, was wir schon alles in Südamerika erlebt haben.
Danke hier auch an unsere treue Leserschaft!

Mit unserem Jubiläumsblog nehmen wir Abschied von der Karibik.
Unsere erste Station auf dem Weg wieder in den Süden war Sincelejo, die Hauptstadt des Departamentos de Sucre.
Wir wären an der Stadt achtlos vorbeigefahren, wenn uns nicht Oliver und Iván eingeladen hätten, um uns ihre Stadt zu zeigen. Oliver ist von Deutschland nach Kolumbien gezogen und fühlt sich in Sincelejo wohl.

Iván ist Kunststudent und entwirft und produziert fantastische Handtaschen: https://www.instagram.com/va.marroquineria . Ulrike hätte gerne eine mitgenommen, aber leider haben wir in unserem Sunny keine Nische mehr frei.

Sincelejo ist eine sichere und wohlhabende Stadt und besitzt im Zentrum viele sehenswerte Gebäude aus verschiedenen Epochen des vergangenen Jahrhunderts. Oliver zeigte und erklärte sie uns. Wir waren die einzigen Touristen in der Stadt.

In den wohlhabenden Vierteln sahen wir viele schöne Villen, teilweise sogar ohne die sonst in Südamerika üblichen hohen Zäune oder die Absperrung und Bewachung ganzer Viertel. Nein, man konnte zwischen den Villen spazieren gehen wie auf dem Stuttgarter Killesberg.

Selbst moderne Apartmenthochhäuser waren interessant gestaltet.

Die gesamte Friedhofsmauer Sincelejos ist mit Murales verschönert.

Samstag Abend besuchten wir den angesagten lokalen Salsa-Club und stellten überrascht fest: Salsa ist hier Musik für überwiegend ältere und wohlhabende Kolumbianer! Die Jugend hört lieber Latino-Pop (den kennt seit „Despacito“ in Deutschland inzwischen wohl auch jeder), Reggaeton (anhörbar, aber langweilig) oder den im Norden Kolumbiens allgegenwärtigen Vallenato (mit Akkordeon, nervt vor allem Ulrike).
Uns gefällt jedenfalls Salsa. Wir wurden von einer Runde Salsa-Musiker an ihren Tisch eingeladen, mit Whisky versorgt und bekamen Rasseln und Glocken in die Hand gedrückt, um nicht nur still dazusitzen.

Oliver beherrschte das deutlich besser als Wolfgang. Zum Glück war die Musik so laut, dass man nicht weit hören konnte, dass Wolfgang den Takt nicht immer so ganz exakt traf ;-)

Am Sonntag besuchten wir Iváns Großeltern auf ihrer Finca, die ihr Landleben dem Leben in der Stadt vorziehen. Die hier zubereitete Suppe schmeckte uns vorzüglich.

Neben Kühen, Schweinen, Hunden, Katzen und Hühnern tummelten sich auch Libellen auf der Finca.

Diesen hier, Vogel Nr. 198, ein Schwarzbrust-Blaurabe, Cyanocorax affinis, ärgerte sein Spiegelbild in Sunnys Außenspiegel.

So verbrachten wir ein sehr schönes, interessantes und lehrreiches Wochenende in Sincelejo.
Nochmals ganz herzlichen Dank an Oliver und Iván!

Unser nächstes Ziel war das kleine Städtchen Colosó.

Hier gibt es einen Wasserfall und einige natürliche Pools in denen man baden kann, oder besser könnte, wenn nicht der Regen in diesem Jahr auf sich warten ließe.
Der Ort ist blitzsauber und seine vielen Holzhäuser sind bunt angestrichen.
Bis vor wenigen Jahren tobte hier der Konflikt zwischen Guerilla und Paramilitärs. Ein Bewohner erzählte uns, wie die Guerrilla die jungen Männer in ihre Reihen zwang: „Entweder du kämpfst mit uns oder wir erschießen deine Eltern.“
Heute ist davon zum Glück nichts mehr zu spüren.

Hier wollten wir eigentlich ein kühles Bad nehmen, aber sogar das Flußbett war ausgetrocknet.

Lorica ist eine weitere interessante Stadt. In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts wanderten viele christliche Händler aus Syrien und dem Libanon ein. Sie brachten es oft zu Wohlstand. Als Resultat findet sich im Zentrum der Stadt eine architektonische Mischung aus republikanisch-kolumbianischen und arabischen Stilelementen. In Lorica kam der erste langerwartete Regen und es kühlte endlich -leider nur kurzfristig- etwas ab.

Auf diesem Dach und am (leider vermüllten) Flussufer versammelten sich die üblichen Kandidaten: Gallinazos (Vogel Nr. 199 Rabengeier, Coragyps atratus) und Reiher (Vogel Nr. 200 Silberreiher, Ardea alba).
Anlässlich des mit 200 nummerierten Vogelbildes nochmals die Bitte: Falsch identifizierte Tiere bitte uns unter Angabe der Nummer mitteilen (wu-tour@gmx.de). Wir sind Laien der Ornithologie und haben nur Freude an den „Piepmätzen“.

Die Männer vertrieben sich die Zeit mit Kartenspiel.

Ob es in Berlin auch ein Geschäft mit dem Namen „Lorica“ gibt?

Am untouristischen Strand von San Bernardo del Viento kann man stundenlang spazieren gehen oder im lauwarmen (30°C) Wasser plantschen.

Die Fischer fahren mit kleinen Booten auf das Meer.

Wer kein richtiges Boot sein eigen nennt, behilft sich mit Treibholz.

Immer wieder sind der Küste kleine Inseln vorgelagert. Hier wagten wir uns mit Sunny sogar direkt auf den Sandstrand (und kamen ohne Schaufeln auch wieder weg- uff, nichts für schwache Nerven).

Arboletes ist der einzige Touristenort an der südlichen Karibikküste. Er liegt schon im Departamento de Antioquia, dessen Hauptstadt Medellin ist.
Die Kirche an der zentralen Plaza ist einmal etwas anders gestaltet.

Wir genossen unseren Panorama-Übernachtungsplatz.

Nördlich von Arboletes befindet sich der größte Schlammvulkan Kolumbiens, mit einem Kraterdurchmesser von 63 m, direkt über einem 32 m hohem Steilufer zum Meer.

Dieser Gruppe aus Medellin verdanken wir es, dass es Fotos von uns beiden im Schlamm gibt. Sie hatten das Schlammbaden schon am frühen Morgen vor uns genossen und gaben uns gute Ratschläge.

Wir hatten dann den ganzen Schlamm für uns alleine. Mit ziemlichen Kraftaufwand schafften wir es bis zum Zentrum des Kraters, wo kleine Eruptionen aufsteigen. Die Konsistenz und Dichte ist der des Lodo del Totuma (letztes Foto Blog 99) ähnlich. Uns hat es aber hier besser gefallen und unsere Haut hat sich danach wieder super angefühlt.

In Uveros hatten wir unseren letzten Übernachtungsplatz am Strand. Der Ort wird überwiegend von Nachfahren afrikanischer Sklaven bewohnt und wir standen mitten im Dorfleben. Um uns spielten Kinder Murmeln und schauten neugierig in den Sunny hinein, hielten die Erwachsenen ihr Schwätzchen oder schauten aufs Meer, kamen am Abend die Fischerboote zurück und der Fang wurde verteilt.

An den Mündungen kleinerer Flüsse konnten wir die Mangroven bewundern.

Unser letzter Blick aufs Meer. Auf der anderen Seite erspäht man die Dschungel des Darién. Dort befinden sich die 100km, die das kolumbianische und panamaische Straßennetz trennen und so verhindern, dass man mit dem Auto von Süd- nach Mittelamerika fahren kann.
Die drei Monate kolumbianische Karibik waren äußerst abwechslungsreich und sind nur so dahingeflogen, trotz aller Ruhetage. Der einzige Wermutstropfen: Ulrike ist das Klima definitiv zu heiß und feucht.