Barichara wird seinem Ruf als eines der schönsten Städtchen Kolumbiens gerecht. Selbst die wenigen modernen Gebäude im Ort passen sich sehr gut und unauffällig in die koloniale Architektur ein.
Die Stadt ist aus gelbem Sandstein erbaut. Während die Häuser weiß verputzt sind, leuchten die Kirchen im Gelb des Steines.
In der Kirche Santa Bárbara ist der Boden nicht eben, sondern steigt zum Altar hin an.
Sehenswert ist auch der Friedhof.
Eine Kooperative mit 10 Frauen stellt in einer stillgelegten Tabakfabrik Papier und daraus gefertigtes Kunsthandwerk aus verschiedenen Pflanzenfasern her.
Wolfgang durfte auch Papier schöpfen.
Im schönen Garten konnten wir die verwendeten Pflanzen begutachten: Ananas, Agaven, Coca, Hanf, Sansevirien (Bogenhanf, „lengua de suegra“ übersetzt „die Zunge der Schwiegermutter“) und weitere. Der Anbau weniger Cannabis-Pflanzen sei in Kolumbien erlaubt, ganze Felder nicht.
An vielen Stellen der Stadt stehen Skulpturen und laden zum Verweilen ein.
Die Hauseingänge werden oft mit Kreuzen geschmückt. So eines hatten wir bisher noch nicht gesehen.
Es machte einfach Spaß, durch die Stadt zu schlendern und Blicke in die Fenster, Hauseingänge und Hinterhöfe zu werfen.
Eine Spezialität in der Provinz Santander: Hormigas culonas, „Dicke-Hintern-Ameisen“. Wenn im April die Prinzessinnen den Ameisenstaat fliegend verlassen, um als Königinnen neue Kolonien zu gründen, werden sie gefangen. Die Flügel werden entfernt und anschließend werden sie geröstet. Wir hatten sie schon in Peru probiert: Knusprig und lecker, obendrein sehr proteinreich. Hier werden sie das ganze Jahr über angeboten.
Auch lecker, wenn auch keine Ameisen: Die Parilla von Delfina und Alberto, zwei Argentiniern, die mit ihrem dreijährigen Sohn von Alaska wieder in Richtung Heimat unterwegs sind. Sie luden uns ein, mit ihren kolumbianischen Freunden zu feiern.
So lernten wir viele nette Leute kennen und obendrein eine uns bisher unbekannte Art, Eier zuzubereiten.
Wieviele Kolumbianer kann man wohl mit einem einzigen Mototaxi transportieren?
Auch unser Stellplatz in Barichara war einer der schönsten auf der Reise, direkt an der Abbruchkante zur Schlucht. Obendrein war er geschickterweise in Richtung Sonnenuntergang orientiert. (Von den Sonnenaufgängen bekommen wir Nachtgeier/Langschläfer meistens nicht so viel mit.)
Von Barichara kann man zum 6 km entfernten Guane auf einem alten, holperig gepflasterten Weg aus der Kolonialzeit wandern. Der Weg wurde im 19. Jahrhundert, wie viele andere auch in der Region, vom deutschen Ingenieur Geo von Lengerke wieder in einen gut passierbaren Zustand gebracht.
In Guane finden sich viele Versteinerungen.
Der Ort ist sehr ruhig und verschlafen. Selbst am Samstagabend oder während des Fußballspieles Kolumbien - Argentinien des Cup América herrschte Stille.
Im Restaurant wurde unser Mittagessen rustikal zubereitet.
Wir hoppelten nach einigen Tagen wieder weiter über die Pisten, zuerst nach Cabrera…
… und dann durch Kaffeepflanzungen…
…wieder auf die andere Seite des Río Suárez, nach Palmar. Dort steht auf der Plaza ein eindrucksvoller 200-jähriger Baum. Er sei genauso alt wie die Kirche, wurde uns erzählt.
Vor dem führerlosen Esel-Verkehr, der die Straße kreuzte, wurde immerhin mit einem großen Schild gewarnt. Das Zuckerrohr wird so zur nächsten Presse transportiert.
Von vielen Bäumen hingen lange Bärte.
Auf unserer Karte (maps.me) wurde eine Ecke als „Parque alemán“ bezeichnet. Der Name war auch der Polizei im Nachbarort nicht geläufig. Dort angelangt, hielten wir an, um die Bewohner eines Hauses zu fragen, was es denn damit auf sich hätte.
Der Hausherr blickte uns verwundert mit seinen blauen Augen an: Nein, von Deutschen oder deutschen Vorfahren wüsste er nichts. Die Siedlung würde „5000“ heißen.
Eine seiner Töchter hätte auch gut die Hauptrolle in einer „Heidi“-Verfilmung spielen können.
Ulrike konnte seine Kinder zu einem gemeinsamen Foto überreden.
Später erfuhren wir, dass es in der Gegend früher bei den Frauen beliebt war, sich von den großen blonden „Monos“ (so werden Blonde in Kolumbien genannt) schwängern zu lassen, teilweise sogar gegen Entgeld.
Wieder auf der östlichen Seite der Schlucht liegt Socorro. Auch dieser Ort gehört zu den Pueblos Patrimonio de Colombia. Im Gegensatz zu Barichara versteckt sich die koloniale Architektur jedoch allzusehr zwischen neueren Gebäuden.
Die Basilica „Nuestra Señora del Socorro“ ist etwas überdimensioniert.
Über dem Altar befindet sich das (offiziell von der katholischen Kirche anerkannt) wundertätige Bildnis der Nuestra Señora del Socorro.
Jeden Donnerstag findet im Ort ein Markt statt. Den wollte Ulrike unbedingt erkunden.
Kaum zu glauben, aber alle Leute auf den Bildern hatten uns ihre Fotografiererlaubnis gegeben.
Die kleinen Mamoncillas, spanischen Limetten, sind sehr lecker. Sie bestehen hauptsächlich aus Schale und Kern, das Ablutschen des Fruchtfleisches ist jedoch ein schmackhafter Zeitvertreib.
Die großen Guanábanas (Sauersack oder Stachelannone genannt) bieten schon mehr Substanz. Sie sind nicht sehr haltbar, aber man kann aus ihnen leckeren Fruchtsaft herstellen.
Mann trägt Hut in Santander.
Diese beiden jungen Damen trafen wir in Simacota, wieder auf der westlichen Seite der Schlucht.
Wir wären an ihnen vorbeigelaufen, aber die Kleine rief Ulrike zu: „Una foto, una foto!“