So, wir sind wieder auf Achse.
Anfang November machten wir uns auf den Weg in Richtung Spanien.
Frankreich durchfuhren wir zügig, unter Vermeidung der Mautstraßen, bei schönem, aber nachts recht kaltem Wetter.
Trotz unseres schnellen Transits fanden wir schöne Stellplätze für die Nacht.
Unsere erste Stadt in Spanien war San Sebastián, die uns angenehm überraschte.
Zwei Sachen sind besonders beeindruckend in San Sebastián:
Die fantastischen Strände direkt in der Stadt…
…und die Pintxos (oder Pinchos, auf deutsch würde man wohl „Pintschos“ schreiben), die baskische Version der Tapas, super-lecker, die vor allem in der Altstadt in unzähligen Bars angeboten werden. Zwischen 1 und 3 Uhr nachmittags waren die beliebten Bars brechend voll. Da war nichts mit Abstand halten oder 3G.
Bevor wir gen Süden fuhren, machten wir einen Abstecher an die Küste nach Zumaia. Das Wetter schlug in das baskisch-typische Regenwetter um und so konnten wir die bizarren Steinformationen, sie nennen sich „Flysch“- wir haben keine Ahnung, wie man das ausspricht- in einer mystischen Stimmung erleben. Hier wurden Szenen der letzten Staffel von Game of Thrones gedreht.
Auf der Weiterfahrt nach Süden suchten wir eigentlich nur einen ruhigen Übernachtungsplatz, um dann festzustellen, dass wir in Azpeitia direkt neben einer eindrucksvollen Klosteranlage standen. Hier wurde Ignatius von Loyola, der Gründer der Jesuiten geboren.
Unser nächstes Ziel war Vitoria-Gasteiz, die Hauptstadt des Baskenlandes. Das baskische Herbstregenwetter blieb uns treu und so kamen unsere Regenschirme reichlich zum Einsatz.
Das etwas protzige Monument rechts im Hintergrund erinnert an die Schlacht von Vitoria-Gasteiz, in der Napoleons Truppen vernichtend geschlagen wurden.
Die Virgen blanca ist die Beschützerin der Stadt.
In den engen Gassen der Altstadt entdeckten wir viele Murales.
Pferdefleisch scheint nicht mehr in Mode zu sein im Baskenland, und so steht dieser Laden zum Kauf oder kann gemietet werden.
Dem walisischen Schriftsteller Ken Follet wurde neben der Kathedrale eine Statue gewidmet.
Die Kathedrale kann nur im Rahmen einer 90 minütigen Führung (10.50€ p.P.) besichtigt werden. Allerdings war die spanische Führung eine der interessantesten, die wir je hatten.
Seit über 20 Jahren wird das Gebäude saniert. Es war akut einsturzgefährdet.
Unter der Kathedrale befand sich zwischen den Fundamenten die Krypta, die völlig verschüttet war. Jetzt ist sie freigelegt und die Fundamente wurden verstärkt.
Oben wurde die Kirche als Wehrkirche begonnen. Während der Bauzeit wechselte die Mode und es wurde eine gotische Kathedrale. Dann ersetzte man das hölzerne Dach durch ein steinernes. Leider war das schwerer als das hölzerne und die Säulen und Wände neigten sich nach außen. Deswegen musste man die Querbögen einziehen.
Überall sieht man Risse und Verwerfungen.
In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts entfernte man die störenden Bögen im Hauptschiff und legte einen Steinfußboden, der die Krypta versiegelte, so dass die Fundamente feucht wurden. Die Folge war dann der Fast-Einsturz gut 20 Jahre später.
Während der Führung mussten wir uns zum Teil durch recht enge Gänge quetschen.
Etwas östlich von Vitoria liegt Añana mit seinen Salinen. Hier wird seit über 6000 Jahren Salz gewonnen. Heute kümmert sich eine Fundación darum, dass die Salinen nicht verfallen und weiter mit der alten Technik, die von den Römern eingeführt wurde, betrieben werden.
Im Sommer werden wohl Mengen von Touristen durch die Salinen geführt. Bei unserem Besuch waren wir doch ein recht überschaubares Häuflein und angesichts von nur 5 Grad und einsetzendem Nieselregen sprach unsere Führerin immer schneller und schneller, um bald wieder ins Warme zu kommen, und Spanierinnen können SEHR schnell sprechen.
Wir verließen das Baskenland und fuhren weiter nach Kastilien und León. Das Grün der Küste haben wir hinter uns gelassen. Braun dominiert die Landschaft. Viele Kilometer, bis weit nach Salamanca werden wir auf der innerspanischen Hochebene sein auf 600 - 900 m Höhe. Das ist wie auf der schwäbischen Alb, nur viel größer und heißt nicht „Alb“ sondern „Meseta“. Im Sommer ist es hier heiß, im Winter kalt.
In Burgos kann man die monumentale Statue des „Cid“ nicht übersehen. Der Cid war ein mittelalterlicher Ritter, der mal mit und mal gegen die Moslems gekämpft hatte, im wahren Leben wohl ein Söldner und so etwas wie ein „Warlord“. Bald entstanden Heldenlegenden und im 19. Jahrhundert wurde er endgültig verklärt zu einem Nationalhelden.
Der Hauptgrund, in die Stadt zu fahren, ist jedoch die Kathedrale von Burgos.
Absolut sehenswert, im Inneren ein Labyrinth aus Kuppeln, Kapellen, Altären und Chorgestühl!
Auf jeden Fall einen Zwischenstopp wert.
Auch Palencia hat eine durchaus sehenswerte Kathedrale.
Die alte romanische Krypta stand unter Wasser.
In Valladolid setzten wir unsere Städtebesichtigungstour fort. Zwar ist hier die Kathedrale nicht besonders sehenswert, aber die Altstadt hat viel zu bieten:
schöne Häuser aus dem 19. Jahrhundert,…
…einen großen Park mit freilaufenden Pfauen,…
…schöne alte Universitätsgebäude mit Innenhöfen und einer alten Bibliothek,…
…beeindruckende andere Kirchenfassaden,…
…und ein unscheinbares Kloster mit Museum, in dessen Kapelle drei echte Goyas hängen. Bis vor einem Jahr hat das kaum jemand gewusst und es stand auch nicht in vielen Reiseführern, obwohl es mitten in der Altstadt liegt. Dann schrieb im November 2020 ein bekannter spanischer Autor einen spannenden Thriller (César Pérez Gellida: La suerte del enano) über einen Kunstraub in Valladolid, wo just diese Goyas entwendet werden - und seitdem schauen deutlich mehr Besucher vorbei, wie uns die Wärterin bestätigte.
Santa Lutgarda, 1787 von Goya (1746-1828).
Gleich kann man weiterlesen welche Orte wir danach besucht haben…