So, wir sind wieder auf Achse. Nach einem knappen Monat in Stuttgart machten wir uns auf den Weg, um drei Wochen später in Travemünde anzukommen, wo wir die Fähre nach Liepaja in Lettland nahmen. Die Überfahrt dauerte 23 Stunden und mit Außenkabine war die Anreise sehr angenehm.
Die Besichtigung Liepajas verschoben wir auf später und suchten uns einen schönen Platz zum Übernachten etwas außerhalb.
Gleich am ersten Abend wurden wir mit einem farbenfrohen Abendrot belohnt.
Neben unserem Stellplatz flitzen Seeschwalben umher, genau das richtige Motiv, damit Wolfgang die Autofokuseinstellungen seiner neuen Kamera optimieren konnte.
In Lettland ist der Frühling angekommen. Um ehrlich zu sein, haben wir dank unserer Reiseroute schon seit Januar diese Jahreszeit.
Im Kemeru Nationalpark wanderten wir auf einem Steg durch das große Moor. Von einem Aussichtsturm aus hatten wir einen guten Überblick.
In der Hauptstadt Riga legten wir einen Stopp ein.
Der Dom von Riga hat uns nicht allzu sehr begeistert.
Die Orgel allerdings war eindrucksvoll.
So ganz nach unserem Geschmack war der Kreuzgang, der noch nicht restauriert ist und mit allerlei altem Gerümpel vollgestellt ist.
Der schwarze Kopf weist auf die Companie der Schwarzen Häupter hin, eine Bruderschaft unverheirateter ausländischer Kaufleute.
Den Namen der Companie trägt auch das wohl bekannteste Gebäude der Rigaer Altstadt, das Schwarzhäupterhaus.
Nicht alle Ecken der Altstadt sind schon renoviert und herausgeputzt.
Die Altstadt Rigas fanden wir nett, aber so richtig begeistert haben uns die Jugendstil-Villen, nur wenige 100 Meter neben der Altstadt gelegen. Jetzt verstehen wir, warum Riga auch „Hauptstadt des Jugendstils“ genannt wird.
Richtig schick sehen vor allem die Fassaden aus. Geht man in einen der Hinterhöfe, sieht man, dass noch viel herzurichten ist.
Ein Tag in der Großstadt war uns dann aber genug. Etwas außerhalb besuchten wir das schöne ethnografische Museum. Hier sind auf einem weitläufigen Gelände schöne alte Holzbauten aus allen Landesteilen verstreut.
Die Burg Turaida wurde vom Erzbischof von Riga Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut. 1776 brannte sie ab und ist seitdem Ruine.
Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel und wir besuchten sie an Pfingsten. Erstaunlicherweise trafen wir nur auf wenige Besucher.
Im Park gibt es einen Weg mit großen Steinskulpturen, die sich uns weder vom Inhalt noch von der Ästhetik her erschlossen.
Auf dem Weg zurück zu unserem Sol wurden wir vor Nudisten gewarnt. Trotz des schönen sommerlichen Wetters bekamen wir keine zu Gesicht.
Nur wenige Kilometer von Turaida entfernt steht am gegenüber liegenden Flussufer eine weitere Burg: die Schwertbrüderordensburg Wenden.
Der Schwertbrüderorden war ein deutscher Ritterorden, der Anfang des 13. Jahrhunderts das Gebiet des nördlichen Lettlands und Estlands eroberte. Sie stritten sich mit dem Erzbischof von Riga, wer jetzt das Sagen haben sollte in dem Gebiet. Deshalb die zwei Burgen nahe beieinander.
Seit dieser Zeit waren die Landbesitzer in Lettland und Estland deutsch, bis in das 20. Jahrhundert hinein.
Wir merken als Folge davon, dass die Städte auch deutsche Namen haben. Diese sehen wir dann in der Regel auf Google Maps. Sehr praktisch! Alle Ortsschilder sind natürlich auf lettisch. Dann müssen wir irgendwie dahinter kommen, dass „Wenden“ heute „Cesis“ heißt.
Die Burgruine kann besichtigt werden. Wir bekamen eine Laterne mit einer Kerze, um unseren Weg durch die unbeleuchteten Gänge zu finden.
Wir hätten auch eine Taschenlampe dabei gehabt, aber so war es viel stilvoller.
Beim Verlassen der Burg trafen wir auf diese Schulklasse. Die Gruppe hatte keine Probleme mit Englisch.
Diese Schuhe erinnern an die Deportation der Juden 1941, als Nazi-Deutschland Lettland besetzte.
Das Flusstal der Gauja ist ein Nationalpark. Am Flussufer fanden wir einen schönen Platz für unseren Sol.
Die Natur in den Wäldern lädt zum Verweilen ein. Allerdings durften wir nicht zu lange an einer Stelle stehen bleiben, wollten wir uns nicht in einer Wolke großer Moskitos wiederfinden, die mühelos durch ein T-Shirt stechen konnten.
Nahe bei unserem Platz am Fluss gab es Sandsteinfelsen.
Wer sich hier noch verewigen will, muss schon eine Weile nach einer freien Stelle suchen.
Freunde von uns sichteten Spechte und Eisvögel, wir nur diese Bachstelze.
Beim Fahren sahen wir immer wieder Störche neben der Straße.
Einige Kilometer flussaufwärts bewunderten wir die angeblich größten Sandsteinfelsen des Baltikums.
Man muss nicht unbedingt in das ethnografische Museum bei Riga gehen, um alte Holzhäuser zu sehen. In diesem hier wohnt eine freundliche 82-jährige Dame, die sogar ein wenig Englisch beherrschte. Sie erklärte uns, dass ihr Haus und der Schuppen 200 Jahre alt wären.
Neben den Holzhäusern steht eine lutheranische Kirche.
Auf einem Hügel im Wald besuchten wir den dazugehörigen Friedhof. Die ehemaligen Gutsbesitzer waren deutsch.
An manchen Nachmittagen brauten sich Gewitter zusammen.
Bei Salacriva stießen wir wieder an die Ostsee. Der Strand war riesig und weitgehend menschenleer.
Am Abend überraschte uns ein wirklich schöner Sonnenuntergang. Wolfgang ist schwer zu beeindrucken mit Sonnenuntergängen. Meistens geht ja auch nur ein viel zu heller und blendender weiß-gelber Ball hinter einem langweiligen Horizont unter.
Aber dieser bot ein farbenfrohes Schauspiel und mit Kontrasten, die die Kamera meistern konnte.
Auf den vielen Steinen im Wasser machten es sich Möwen bequem:
Lachmöwen …
… und Silbermöwen.
Zudem gab es viele Maikäfer, die sich wie Lemminge in die Ostsee stürzten und ertranken.
Wir ziehen jetzt weiter nach Estland. Die Wolken auf dem letzten Bild türmen sich schon in Estland auf.
Bis demnächst …