Nach einer angenehmen Fährüberfahrt von Hiiumaa kommend, erreichten wir wieder das Festland.
Haapsalu entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem mondänen Kurort nachdem der deutschbaltische Arzt Carl Abraham Hunnius die heilende Wirkung des hiesigen Schlammes entdeckt hatte.
1825 eröffnete das erste Sanatorium. Die russische Zarenfamilie schätzte den Ort.
So wurde auch eine Eisenbahnlinie nach Haapsalu gebaut. Der hölzerne Bahnhof und die vor sich hin rostenden Eisenbahnen sind heute eine fotogene Attraktion.
Dieses Schild haben keine Rowdies verbogen. Einfahrt-Verboten-Schilder in Estland sehen so aus. Man erkennt sie gut, auch wenn man von der Seite kommt.
Viele der Holzhäuser in Haapsalu sind schick hergerichtet.
300 Jahre lang war Haapsalu Bischofssitz. Hiervon zeugen die Überreste der imposanten Burg.
Am Strand steht ein Vogelbeobachtungsturm.
Tja, das waren die Überreste eines Johannisfeuers. Wir haben es um einen Tag verpasst. Die Feuer finden von der Sommersonnenwende bis zur Johannisnacht statt, in verschiedenen Nächten an unterschiedlichen Orten.
Es gelang uns nicht, herauszufinden, wann und wo genau wir hätten mitfeiern können, aber auch Esten hatten da Probleme.
Die Schwanfamilie an der Promenade war so an Menschen gewöhnt, dass wir kein Tele benötigten.
Wir schlenderten die Uferwege entlang.
Neben dem Bahnhof das bekannteste Gebäude Haapsalus: der Kursaal, heute ein Restaurant.
Auf der Weiterfahrt nach Tallinn kamen wir an den Ruinen des Klosters von Padise vorbei. Am Unabhängigkeitstag hatte es leider geschlossen.
Wir hätten am Vorabend kommen sollen. Da fand hier das große Feuer statt.
Nanu, was ist das denn? Badlands mitten in Estland?
Wir stiegen hinauf. Von oben blickten wir auf einen großen See.
Die Erklärung:
Wo heute der See ist, befand sich von 1938 bis in die 1990er Jahre ein großer Kalksteinbruch. Die weißen Kalksteine waren in Estland sehr begehrt. Der Hügel mit den „Badlands“ war eine Abraumhalde. Dann lief der Steinbruch über ein Wochenende voll Wasser. Wie genau das passieren konnte, weiß man nicht. Man vermutet u.a. dass die Stromrechnung nicht bezahlt wurde. Daraufhin wurde der Strom abgeschaltet und die Pumpen konnten nicht mehr arbeiten.
So hat heute Estland einen weiteren Badesee der am Wochenende auch gut besucht ist.
Auch wir trauten uns in das saubere Naß.
Für so einen großen Steinbruch brauchte man viele billige Arbeitskräfte. Also baute man in seiner Nähe drei Gefängnisse.
Eines davon kann gegen Eintritt besichtigt werden.
Man kauft also sein Ticket, bekommt ein Armbändchen und einen Audioguide und kann dann in den halbverfallenen Gebäuden nach Lust und Laune herumlaufen.
Fällt man in ein Loch oder schneidet sich an den herumliegenden Glasscherben, dann ist man eben selber Schuld.
Auch Murales gab es zu bewundern.
In Tallinn konnten wir unseren Sol auf einem Parkplatz in Laufnähe zur Altstadt parken und machten uns zu Fuß auf den Weg.
Die Altstadt Tallinns ist groß und in jedem Fall einen Bummel wert. Einheimische waren kaum in der Stadt anzutreffen. Es war Feiertag, langes Wochenende und die Städter waren alle in der Natur. Touristen jedoch gab es genug.
Auch in den alten Gassen fand Wolfgang bunte Motive.
Wir sahen alte Cafes, …
… hohe Stadtmauern, …
… und den hohen Turm des Rathauses.
Die deutsche Botschaft hat sich einen hervorragenden Platz gesucht.
Zwischen Parlament und deutscher Botschaft thront die Alexander Newski Kathedrale. 1895 - 1900 erbaut, als Tallinn zum Zarenreich gehörte, mussten die Russen schon zeigen, wer hier das Sagen hat.
In der Nähe des Bahnhofes entstanden in alten Lagerhallen viele Startups. In dem hippen Viertel sind einige Wände mit Murales dekoriert.
Auch Dreidimensionales zog unsere Blicke auf sich.
Nach 14km Fußweg durch Tallinn kehrten wir müde und angefüllt zu unserem Sol zurück.
Auf der Weiterfahrt statteten wir dem kleinen botanischen Garten Tallinns einen Besuch ab.
So, das war jetzt erst einmal genug Stadt. Wir brauchten wieder mehr Natur.
Da bot sich eine Wanderung durch das Viru Hochmoor im Lahemaa Nationalpark an.
Bei Kolga wartet ein großes Gutshaus auf seine Renovierung.
Bei bestem Sonnenschein holten wir die Fahrräder aus der Heckgarage.
Am Kunstmuseum Viinistu kamen wir an der Installation „100 Koffer“ vorbei. Wir haben nicht nachgezählt.
Etwas versteckt und nur über holperige Wege zu erreichen liegt der Findling Jaani-Tooma Suurkivi.
Uiii - eine Steigung von 5%!
Da muss man doch die Autofahrer auf die Gefährlichkeit hinweisen. Immerhin ging es schon 15 - 20 m bergauf. (Wolfgang musste doch glatt aus dem Sattel gehen.)
Bei Loksa liegen die Überreste eines Segelschiffes am Strand. Der ehemalige Dreimaster „Rakete“ wurde in Finnland gebaut und war eines von 91 Segelschiffen, die Finnland an die Sowjetunion als Entschädigung für den Winterkrieg 1939 - 1940 zahlen musste.
Nun haben wir es geschafft euch up-to-date zu bringen. Wir hoffen jetzt, dass das herrliche Sommerwetter noch eine Weile hält und wollen in den kommenden Tagen langsam in Richtung Osten weiterziehen.
Wir werden euch wieder berichten.
Euch allen eine angenehme Zeit!