Wir fanden einen ruhigen Übernachtungsplatz an einem grenzüberschreitenden See. Estland und Lettland haben gemeinsame Grenzpfähle.

Bei Ziemeri kamen wir an einem Gutshaus vorbei, das bewohnt war, aber schon bessere Zeiten gesehen hatte.

Die evangelisch-lutherische Kirche thront über der Stadt Aluksne.

Zwischen Aluksne und Vilaka führt ein Steg durch den sumpfigen Wald zu einem ehemaligen Lager von Partisanen. Etwa 300 der Widerstandskämpfer verübten von hier aus 1944 Sabotageakte gegen die sowjetischen Besatzer. Das Lager wurde vom KGB entdeckt, der Versuch, es einzunehmen scheiterte jedoch. Als die Russen am Folgetag mit Verstärkung anrückten, war das Lager schon verlassen.

Auch ein katholischer Priester schloss sich dem Widerstand an. So wurde in einem der Holzbunker eine Kapelle eingerichtet.
Einige der Unterkünfte wurden restauriert.

Die Provinz Latgallen ist bekannt für ihre vielen Seen, an deren Ufer wir gerne übernachteten. Außerdem haben die Seen gerade eine ideale Temperatur zum Schwimmen.

Ist das Wetter einmal nicht so schön, kommen Badegäste in Federn statt Schwimmkleidung:
scheue Silberreiher …

… und gar nicht scheue Klapperstörche.

Bei Stiglovas soll es im Flusstal Sandsteinhöhlen geben. Parkplatz, Hinweistafel und eine Treppe hinunter zum Bach waren noch vorhanden.

Der Weg erwies sich aber bald als unbegehbar. Wir unternahmen noch ein paar Versuche durch das Gestrüpp, mussten dann aber doch aufgeben.

Auf der Landstraße nach Süden passierten wir mitten in der Landschaft ein Halteverbotsschild für die nächsten fünf Kilometer.

Der Grund: Die Straße führt nur wenige 100 Meter neben der Grenze zu Russland entlang.

Die EU ist dabei, die Grenze mit Zaun und Stacheldraht zu befestigen.

Bei Malnava ist das Gutshaus renoviert. Es wird heute für das Malnava College genutzt.

Auf Google Maps entdeckten wir hinter dem Gebäude einen Bunker mit der Bezeichnung „Bunkurs Hitlera“.
Das weckte unsere Neugierde.
Tatsächlich befinden sich im Park hinter dem Gutshaus zwei Betonbunker. Im Ort hält sich das Gerücht, sie seien für Hitler gebaut worden.
Wie dem auch sei, am 21. Juli 1941 war Hitler tatsächlich in Malnava.

In Ludza übernachteten wir unterhalb der Ruinen der mittelalterlichen Burg.

Neben der Burg auf dem höchten Hügel des Ortes steht eine große katholische Kirche. Dieser Teil Lettlands, Letgallen, gehörte früher nicht zu Schweden, sondern zu Polen-Litauen, und wurde katholisch geprägt.

Die russisch-orthodoxe Kirche steht im Tal.

Bei Freimani fanden wir unseren nächsten Bade- und Übernachtungsplatz am See.

Es wird jetzt zunehmend früher dunkel. Dieses Bild entstand schon um 22:45 Uhr.

Am See führte eine kaum befahrene, aber dennoch asphaltierte Straße vorbei, in Lettland eine Seltenheit, die wir für eine Tour mit den Fahrrädern ausnutzten.

Die Jungstörche waren dabei, ihre ersten Ausflüge zu unternehmen.

Die Basilika Mariä Himmelfahrt in Aglona ist das Zentrum des Katholizismus in Letgallen.

Wir kamen an einem Sonntag Vormittag vorbei. Die Basilika war gut gefüllt, sowohl von Gottesdienstbesuchern, als auch von Touristen wie uns, die einen Blick hineinwarfen.
Nur gut, dass Wolfgang seine Kamera lautlos stellen kann.

Zwischen Kraslava und Daugavpils fließt die Düna in fünf großen Schleifen durch eine weitgehend naturbelassene Landschaft. Auf lettisch heißt sie Daugava.

Oberhalb des Ufers fanden wir einen besonders schönen Platz für unseren Sol. Wer kann ihn entdecken?

Bei schönem Abendrot stellt sich uns immer die Frage: Fenster öffnen für ein Foto oder doch lieber alle Moskitos auf Abstand halten?

Überall am Wegesrand blühte es: Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis)

Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa)
(Falls ihr euch wundert, dass wir uns jetzt sogar mit Pflanzen auskennen: Die Flora Incognita App macht es möglich…)

An einer der Düna-Schleifen liegt das Dorf Naugene. Hier wohnen Altgäubige. Mit dem Auto dürfen nur Anwohner hinein. Alle Häuser hier könnten im Museum stehen, …

… aber nur dieses hier ist tatsächlich ein Museum. An den anderen Grundstücken stehen unübersehbar „Privat“-Schilder. Offenbar waren die Bewohner nicht so begeistert, wenn ihnen die Touristen durch den Garten gelaufen sind.

In Daugavpils steht eine große Befestigungsanlage vom Typ „Bastion“. Sie wurde im 19. Jahrhundert erbaut, als Napoleon mit seinen Truppen im Anmarsch war. Tatsächlich schaffte es der Korse nicht, die Festung zu erobern, obwohl sie noch nicht einmal ganz fertig gestellt war.
Manche der Gebäude sind in schlechtem Zustand, …

… andere wiederum sind renoviert. Das Kunstwerk im Vordergrund nennt sich „Meteorit“.

Bei Medumi gibt es eine Bäckerei, wo man besonders leckere „Pirukas“ kaufen kann, gefüllte Teigtaschen. Viele Autofahrer hielten für einen Snack an. Offenbar waren wir nicht die Einzigen, die diesen Tipp erhalten hatten.

Wir machten einen kurzen Abstecher nach Litauen. Immerhin ist dort der Diesel 20 Cent pro Liter günstiger.

Auch zwischen Lettland und Litauen werden die Grenzsteine gemeinsam genutzt.

Bei Stelmuze wächst eine Jahrhunderte alte Eiche.

Am Friedhof hinter der Eiche erinnerten Grabsteine daran, dass auch Deutsche hier ihr Leben lassen mussten.

Bei Subate fanden wir hinter der evangelisch-lutherischen Kirche einen ruhigen Platz für die Nacht.

Das Kirchenportal ist zweisprachig.

Auf der anderen Seite des Sees liegt die katholische Kirche.
Als der Gutsherr von Subate im Zuge der Gegenreformation katholisch wurde, wollten ihm nicht alle in der Bevölkerung folgen und zogen auf die andere Seeseite und errichteten dort die evangelische Kirche.

Zu Beginn des 20 Jahrhunderts waren fast 50% der Bevölkerung jüdisch. Im Wald - auf der Seite mit der evangelischen Kirche - liegt ihr Friedhof.

Das jüdische Leben endete 1941 mit der deutschen Besatzung abrupt. Nur wenige Meter hinter dem Friedhof befindet sich ein Massengrab.
Am 21. Juli 1941 wurden alle Juden des Ortes, ca. 800, getötet.

Mit zwei Blüten vom Wegesrand verabschieden wir uns für heute.
Rispen-Hortensie (Hydrangea paniculata)

Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)

In den nächsten Tagen wollen wir weiter in Richtung Ostsee.
Wir werden berichten.

Bis demnächst!