Bei Bābele steht - einfach so - ein russisches Flugzeugwrack in der Wiese.
Westlich von Bauska wartete ein idyllisches Plätzchen am Ufer des Flüsschen Lielupe auf uns.
Wir erkundeten die Gegend mit unseren Fahrrädern. Nur 5 km von unserem Übernachtungsplatz entfernt prangt ein touristischer Höhepunkt Lettlands: das Barock-Schloss Rundale.
Die Anlage ist Versailles nachempfunden. Wer konnte sich so etwas leisten?
Es war die russische Zarin Anna Iwanowna.
Den französischen Garten umrundeten wir mit den Rädern.
Von der Burg Mesoten ist nicht viel mehr erhalten als der Blick vom Burghügel.
Zu Fuß konnten wir die Lielupe auf einer Pontonbrücke überqueren.
Auf der anderen Seite erwartete uns ein weiteres schlossartiges Gutshaus.
Schon fast wieder zurück, kamen wir an einer ehemaligen Tuberkuloseklinik vorbei.
Wieder mit Sol unterwegs machten wir einen Abstecher nach Litauen. Den Berg der Kreuze wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Der „Berg“ ist ein Hügel von immerhin 10 Meter Höhe. Er ist mit Kreuzen übersät. Selbstverständlich werden zu Fuß des Hügels welche zum Verkauf angeboten.
Es gibt verschiedene Legenden, warum das erste Kreuz aufgestellt wurde. Vermutlich war der Ort schon in vorchristlicher Zeit eine Gebets- und Opferstätte.
Als wir ankamen setzte Dauerregen ein. Dies tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch.
Ganz ohne Kitsch geht es auch hier nicht.
Die Wiese vor dem Kreuzhügel füllte sich zunehmend mit Autos. Es war Sonntag und es fand eine Messe statt. Der Altarpavillon wurde für einen Besuch des Papstes 1993 errichtet.
Wir fuhren im Regen wieder zurück nach Lettland, um im kleinen Örtchen Ezere zu übernachten.
Leider kam Wolfgang beim Einparken ein bisschen zu weit nach links und plötzlich - zack - sackten wir mit dem linken Hinterrad ab.
Da half uns unser schöner Allrad auch nicht mehr. Mit allen eingelegten Sperren kamen wir zwar einen Meter vor und wieder zurück, im Resultat aber doch nur tiefer in den Matsch.
Angesichts dieses Anblickes und des nicht endenden strömenden Regens entschieden wir uns für die einfache Bergungsvariante. Schließlich hatten wir uns ja mitten im Dorf versenkt. Da wird doch irgend jemand einen Traktor haben.
Bei dem „Sauwetter“ war natürlich niemand unterwegs, aber Wolfgang entdeckte Betrieb in einer Hinterhofwerkstatt. Der Mechaniker ließ auch gleich seine Arbeit liegen, kam im Regen mit, um das Malheur zu begutachten, zückte sein Telefon und nahm nach dem Gespräch alle seine Englischkenntnisse zusammen: „Ten minutes“.
Tatsächlich: Nach ein paar Minuten kam ein Traktor und zog uns sanft aus dem Matsch.
Die beiden Helfer weigerten sich strikt, ein Trinkgeld anzunehmen.
Am nächsten Morgen beruhigte sich das Wetter und wir zogen weiter zu einem kleinen See im Wald.
In Pape, an der Ostseeküste im Süden Lettlands, leben in einem 11.000 Hektar großen Naturschutzgebiet Pferde, „Auerochsen“ und Wisente wild.
Die Tiere sind sich selbst überlassen und werden auch im Winter nicht gefüttert. Gegen Wölfe und Bären müssen sie sich alleine zur Wehr setzen.
Echte europäische Wildpferde sind leider ausgestorben. Die Konik-Pferde kommen ihren wilden Vorfahren jedoch nahe und sind in der Lage in freier Natur zu überleben. Zudem zeigen sie wenig Scheu vor Menschen.
Im Gegensatz zu seinen Artgenossen hat dieses Pferd nicht das Problem, dass sich Fliegen an die Augen setzen.
Während sich die adulten Pferde gemächlich bewegten, rannten die jungen gerne hin und her.
Von einem Baum aus beobachtete uns ein Kuckuck (Cuculus canorus).
Die Auerochsen starben im 17. Jahrhundert aus. An ihrer Stelle grasen hier Heckrinder. In den 1920er Jahren versuchten die Gebrüder Heck, verschiedene Rinderrassen so zu kreuzen, dass sie den Auerochsen möglichst ähnlich sahen.
Wieder an der Ostsee genossen wir die endlosen und weitgehend leeren Strände.
Karosta, heute ein Stadtteil von Liepāja, wurde 1890 vom russischen Zaren als Militärhafen gegründet. Zu Zeiten der Sowjetunion war es ein strikt abgeriegelter Bereich.
Hier steht die größte orthodoxe Kirche Lettlands, die Marinekathedrale von St. Nikolaus. Ihr Bau wurde 1901 begonnen. Wertvolle Kirchengegenstände wurden zu Beginn des ersten Weltkrieges nach Russland gebracht.
Zu Sowjetzeiten wurde die Kathedrale als Sportsaal und Kino genutzt. Damit es im Kino nicht so hallte, wurde der zentrale Dom zubetoniert.
Eine alte Straßenbahn dient heute als Strandcafe.
Um das Jahr 1900 befestigten die Zaren Karosta und Liepāja. 1908 änderte Russland seine Verteidigungspläne und stellte fest, dass es die Kanonenbatterien nicht mehr brauchte. 1914 wurde der Versuch unternommen, sie in die Luft zu sprengen, damit sie nicht den Deutschen in die Hände fielen.
Heute kann man nach Lust und Laune in den Überresten der alten Kanonenstellungen herumklettern.
Zwischen den Ruinen suchte ein Fuchs einen Ort, um seine frisch gefangene Beute in Ruhe verspeisen zu können.
Einige der Betonflächen wurden von Sprayern genutzt.
Viele Tunnel der Befestigungsanlage sind noch zugänglich.
Das Redan-Fort sollte die Versorgungswege zu den Kanonenstellungen sichern. Heute befinden sich in seinem Inneren Kunstinstallationen und viele Murales.
Das Holocaustdenkmal von Liepaja ist in Form einer Menora, eines siebenarmigen Leuchters, angelegt.
Ein kleiner Frosch hüpfte zu unseren Füßen im Gras herum. Als Ulrike ihn am Davonspringen hindern wollte, machte er kurzerhand einen beherzten Satz auf ihren Arm.
Jetzt wird es erst einmal ein paar Wochen keinen weiteren Bericht von uns geben, denn wir bekommen lieben Besuch.
Ab Mitte September könnt ihr wieder mit Neuigkeiten von uns rechnen.
Bis dahin tschüß und genießt den Rest des Sommers!