Wir verließen unseren Platz am alten Null-Meridian und fuhren zum Leuchtturm von Orcilla, dessen Lichtstrahl die letzten Nächte über uns hinweg leuchtete.

Nur wenige Meter vom Leuchtturm entfernt kann man eine Lavaröhre begehen. In der Touristeninformation von Valverde sagte uns die Dame, sie dürfe nichts dazu sagen. Es sei inoffiziell und sie würden keine Verantwortung übernehmen, aber wir würden den Eingang schon finden.

An zwei Stellen war die Lavaröhre nach oben offen und es kam etwas Licht in das Dunkel.

Die Röhre endet abrupt in der senkrechten Wand der Steilküste. Tief unten liegt das Meer. Aus guten Gründen wurde ein Geländer angebracht, damit niemand in die Tiefe stürzt.

Am Bootsanleger von Orcilla tummelten sich einige Kanarenpieper (Anthus berthelotii).

Wir fuhren über viele Serpentinen von der Küste hinauf in das Inselinnere. Das Santuario Nuestra Señora de los Reyes liegt mitten im Grünen.

Hier wohnt die Virgen de los Reyes und wartet darauf, alle vier Jahre in ihrer „Bajada“ über die Insel zu ziehen. Dieses Jahr im Juni wird es wieder so weit sein. Die letzte Bajada musste wegen Covid abgesagt werden.

In der nahegelegenen Höhle „Cueva del Caracol“ wurde die Virgen aufbewahrt, bevor das Santuario erbaut wurde.

Vom Mirador de Bascos hat man einen der besten Blicke über El Golfo. Offiziell ist er gesperrt, da ein Teil des Weges in die Tiefe gestürzt ist. Wir waren offensichtlich nicht die ersten, die das Schild „übersehen“ hatten.

Das Wahrzeichen El Hierros ist die „Sabina de El Hierro“, eine vom Wind gezeichnete Sabina, ein Wacholderbaum.

Die Sabina de El Hierro ist zwar die am meisten fotografierte, aber bei weitem nicht die einzig fotogene im Sabinar, dem Wacholderwald.

Nachdem ausnahmsweise noch nicht alles auf dem Berg in Wolken gehüllt war, fuhren wir weiter zur höchsten Erhebung der Insel, dem 1500 m hohen Malpaso. Wir hatten auch noch eine gute Stunde lang Glück, bevor wir im dichten Nebel steckten und konnten auch einen schönen Blick zum Teide auf Teneriffa erheischen.

Was ist das? Irgend ein Kunstwerk? Kann aber nicht sein, es fehlt die Hinweistafel. Wir fragten nach: Es sind Nebelfänger. In den Netzen verfangen sich die Wolken und es bilden sich Tropfen, die dann aufgefangen werden.

Das Nebelfängerprinzip ist nicht neu. Die Kanarenkiefern nutzen es schon sehr effektiv seit Jahrtausenden.

Nach einer kalten Wind- und Nebelnacht auf dem Malpaso zog es uns wieder in wärmere Gefilde: also hinunter ans Meer, diesmal an die Cala de Tacorón. Was für ein Kontrast!

An der Südspitze El Hierros liegt der Fischerort La Restringa.

Hier kommt ein Großteil der Flüchtlinge auf der Kanaren-Route an. Im kleinen Hafen sind sie gut vorbereitet.

Die Boote der Flüchtenden werden zerstört. Das im Vordergrund hat die Nummer 334.

Auch wenn heute das Hauptgeschäft der Tauch-Tourismus ist, gefischt wird immer noch und direkt im Hafen kann man gut und preisgünstig Fisch kaufen. Wir entschieden uns für den leckeren Papageienfisch, eine Spezialität auf den Kanaren.

Im Ort gibt es ein paar schöne Murales.

Am Ortsrand beginnen Lavafelder. Sieht die Lava so aus wie hier, kann man sie gut begehen. Im Infozentrum des Geoparkes lernten wir, dass diese Lavaform „Pahuehue“ heißt. Intern hatten wir sie bisher als „Kuhfladenlava“ bezeichnet. Jetzt wissen wir es besser. Die wilde, zackige, scharfkantige Lava heißt übrigens „AA-Lava“. Da soll man jetzt nicht durcheinander kommen…

Am Ende des Lavafeldes erwartete uns - typisch für El Hierro - eine wilde Steilküste.

Bei El Julan hinterließen die Ureinwohner der Insel, die Bimbachen, Felsritzungen. Sie sollen dem Tuareg-Alphabet ähneln.

Der Krater-Gipfel des Mercader liegt mitten im Kiefernwald.

Eine besondere Kanarenkiefer ist der „Pino piloto“. An der Basis ihres Stammes hat ein Feuer ein großes Loch gebrannt.

Der Baum hat das überlebt und trägt heute eine mächtige Krone.

Zu unserer Überraschung stellten wir beim Frühstück fest, dass keine Wolke in Sicht war. Also nichts wie hinauf zum Berggrat.

Im geografischen Zentrum der Insel steht das Monumento al Campesino, 1976 vom kanarischen Künstler Toni Gallardo als Symbol des Endes der Franco-Diktatur errichtet. Es fehlt jegliche Hinweistafel, aber zum Glück gibt es ja das Internet.

Der Lorbeerwald in der Inselmitte wirkt bei Sonnenschein zwar nicht so mystisch, dafür summt und zwitschert es aus allen Richtungen.

Am Aussichtspunkt des Kraters Hoya de Firebra kamen wir vor knapp drei Wochen auch schon vorbei. Damals merkten wir im Nebel nicht einmal, dass wir auf dem Kraterrand spazierten.

Am Mirador de Jinama erhaschten wir noch einen kurzen Blick in die Tiefe …

… und - zack - war alles in Watte gehüllt und wir konnten nur noch den Mirador selbst fotografieren. Wir blieben über Nacht in der Nähe in der Hoffnung auf freie Sicht am nächsten Morgen - vergeblich.

Der wohl bekannteste Mirador auf El Hierro ist der Mirador de La Peña. Er wurde vom Künstler César Manrique (1919-1992) errichtet, der sonst vor allem auf Lanzarote seine Spuren hinterlassen hat.

Der Blick aus dem Restaurant ist gewaltig. Die Dame in der Touristeninfo von Valverde wies uns auch extra darauf hin, dass man auf jeden Fall hinein dürfe, auch wenn man nichts konsumiere. Der Mirador sei nicht einfach nur ein Restaurant, sondern von allgemeinem kulturellem Interesse.

Das Inselinnere im Norden nennt sich „Meseta“, Hochebene. Nun gut, „Ebene“, es ist schon sehr hügelig - und grün! Saftiges Grün, von Steinmauern eingesäumte Weiden, Steinhäuschen - so gar nicht das, was man sich so unter „Kanaren“ vorstellt.

Hier stand der heilige Baum „Garoe“, ein gewaltiger alter Stinklorbeerbaum (Ocotea foentens), der so geschickt in einer halbrunden Felsnische stand, dass sich die Wolken in ihm verfingen und das Wasser zu Boden tropfte, wo es in Zisternen aufgefangen wurde. Im 17. Jahrhundert fällte ein starker Sturm den Baum, was eine akute Wasserknappheit im Norden El Hierros verursachte.
Der aktuelle Baum wurde an gleicher Stelle 1957 gepflanzt.

Das schöne saftige Grün ging leider mit Wind und kühlen Temperaturen einher und so machten wir uns wieder auf zum Meer. In Guarazoca kamen wir an einer Bäckerei der leckeren Quesadillas vorbei.

Die leckeren Quesadillas sind die kanarische (oder genauer herrenische) Version des Käsekuchens, mit frischem ungesalzenen Ziegenkäse hergestellt - lecker!

Jetzt stehen wir am Meer am Charco Manso, der „zahmen Pfütze“. Der Atlantik ist zur Zeit allerdings etwas aufgewühlt, so sehr, dass die Wetteragentur Spaniens eine „orange Warnung“ herausgegeben hat. Es ist zur Zeit also mehr eine „wilde Pfütze“. An Baden ist jedenfalls nicht zu denken.

Das Schauspiel der anbrandenden Wellen entschädigt für das entgangene Badevergnügen. Besonders hat es uns der „Bufadero“ angetan: ein am Ende nach oben offener Tunnel auf Meereshöhe. Die Wellen rauschen hinein und - buff - schießen sie nach oben wieder ins Freie.

Auf die Lavabrücke kann man bei ruhiger See hinaufklettern.

So, das war es wieder von uns.
Noch haben wir eine gute Woche Zeit auf El Hierro.

Bis zum nächsten Mal!

¡Hasta luego!