Die Überfahrt von El Hierro nach Teneriffa verlief ruhig.
Bei Los Cristianos kauften wir noch schnell ein und machten uns dann zügig auf den Weg hinauf in Richtung Teide.
Vilaflor de Chasna liegt auf einer Höhe von 1390 m und ist der höchstgelegene Ort auf der Strecke. Hier ist noch eine alte Getreidemühle in Betrieb.
Der hübsche Ort besitzt gleich zwei Kirchen, die direkt nebeneinander liegen.
Oberhalb des Ortes stehen zwei besonders mächtige Kanarenkiefern. Der „Pino Gordo“, die dicke Kiefer, hält mit einem Umfang von 9,36 m den spanischen Rekord.
Nur wenige Meter entfernt steht der mit 56,50 m höchste Baum Spaniens, der „Pino de Las Dos Pernadas“.
Auf 2100 m Höhe, mitten im Kiefernwald, gibt es einen Platz, wo wir nach Anmeldung mit unserem Sol gratis übernachten durften. Nennt sich Campingplatz, hatte aber weder Frischwasser, noch Duschen, noch Strom, nur schräge Stellplätze und auch keinen Internetempfang. Da aber das Nächtigen im National- und Naturpark sonst verboten ist, waren wir zufrieden.
Hier entdeckten wir in den Bäumen einen Buntspecht.
Besonders gefielen uns die vielen Teidefinken (Fringilla teyeda). Sie sind das Tiersymbol der Insel. Die Männchen leuchten in buntem Blau.
Die Weibchen sind deutlich unscheinbarer.
Auch eine Kanarenmeise (Cyanistes teneriffae) gesellte sich dazu.
Am Morgen stellten wir uns den Wecker und fuhren noch im Dunkeln hoch in den Nationalpark am Teide.
So konnten wir den Vulkan im Morgenlicht sehen.
Normalerweise ist oben im Nationalpark so früh am Morgen nichts los. Die Touristen an der Küste müssen ja erst frühstücken und dann die vielen Kurven nach oben fahren. Wir fanden jedoch bei unserer Ankunft am Parador schon einen richtigen Rummel vor.
Die Erklärung: Es fanden Bergläufe statt. Die lange Strecke startete am Meer und hatte hier eine Versorgungsstation, bevor es weiter hinauf auf den Teide ging. Die Läufer starteten schon vor Mitternacht und hatten schon ca. 50 km hinter sich. Die Gesamtstrecke betrug 110 km mit einem Anstieg von über 6000 m. Respekt!
Wir ließen die Sportler an uns vorbeiziehen und unternahmen eine gemütlichere Runde.
Inzwischen war es schon 11:30 Uhr und wir wunderten uns, dass wir immer noch weitgehend alleine auf dem Wanderweg waren. Schließlich waren wir nicht weit vom Besucherzentrum entfernt.
Keine 500 m Luftlinie entfernt kam dann der Kontrast. Um diese Zeit hätten wir keinen Parkplatz mehr bekommen.
Nach nur einem Tag im Nationalpark mussten wir erst einmal wieder in tiefere Gefilde: Unser lange geplanter Werkstatttermin bei Iveco in Santa Cruz stand an.
Zwei Tage werkelten sie an unserem Sol herum. Die Nacht dazwischen verbrachte Sol etwas nackig draußen auf der Straße.
Wir fuhren danach gleich wieder hinauf zum Teide, nur um festzustellen, dass das Wetter doch schlechter war als gedacht. Zudem erhielten wir die Nachricht, dass aufgrund einer Wetterwarnung alle Wege und auch die Campingplätze geschlossen werden müssen. So fuhren wir wieder hinab.
Immerhin konnten wir so die Pyramiden von Güímar sehen, neben denen wir übernachteten.
Thor Heyerdal hat hier länger gelebt und war felsenfest davon überzeugt, dass die Pyramiden von den alten Ägyptern auf ihrem Weg weiter zu den Mayas errichtet wurden. Jedoch war durch Ausgrabungen eindeutig bewiesen worden, dass die Pyramiden frühestens im 19. Jahrhundert entstanden sind. Dies scheint Heyerdal nicht irritiert zu haben.
Das Gelände gehörte der norwegischen Fährgesellschaft Fred Olsen, die die Hälfte der Kanarenfähren betreibt. So wurde ein beliebtes Touristenziel daraus gemacht mit einer bunten Mischung von Attraktionen, vom Giftpflanzengarten bis zum Nachbau von Heyerdals Kon Tiki. Vor dem Eingang steht eine Büste Thor Heyerdals.
Beim Schlendern durch den Ort entdeckten wir in einem kleinen Park diesen Gärtner. Ein Teil der Blumen war echt.
Oben auf dem Berg und auf der anderen Inselseite tobte das Unwetter, wir jedoch hatten die richtige Seite gewählt und bekamen kaum etwas ab. So entschlossen wir uns, die kurvenreiche Straße auf Halbhöhe durch die Dörfer in Richtung Süden zu fahren.
Schließlich gelangten wir wieder nach Vilaflor. Schon seit Tagen wunderten wir uns über die vielen schottischen Flaggen auf Teneriffa. So fragten wir nach: Teneriffa und Schottland haben die gleiche Flagge!
Die Taube war so perfekt farblich angepasst, dass wir schon fast dachten, sie sei Teil der Statue.
In der Mittagspause erhielten wir Besuch:
Kanarenzilpzalp (Phylloscopus canariensis)
Amseln
Tauben
Wieder auf dem Camping, zog ein Turmfalke (Falco tinnunculus) von Baum zu Baum.
Am Boden fand er immer wieder etwas zu fressen.
Wir blieben bei unserem Rhythmus: Aufstehen im Dunkeln und hinauf in den Nationalpark!
An vielen Stellen sahen wir die Folgen von Bränden. Die Tamarisken überstehen ein Feuer nicht, …
… die Kanarenkiefern schon. Sie bleiben einfach verkohlt stehen und treiben dann wieder aus.
Überall sieht man Eidechsen, nicht so groß wie auf Gran Canaria, aber deutlich größer als auf der Terrasse in Stuttgart.
Die Männchen waren schön bunt.
Diese Käfer, Pimela ascendens, sind sehr robust und spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem.
Man hat ihnen sogar ein Denkmal im schön angelegten botanischen Garten beim Besucherzentrum El Portillo gesetzt.
Wir hatten richtig Glück: Weder Wolken noch Calima (Saharastaub in der Luft) trübten die Sicht. Wir hofften nur, dass das schöne Wetter eine Weile halten würde, hatten wir doch vor Monaten für Montag eine Erlaubnis für die Gipfelbesteigung des Teides gebucht.
Kanarischer Schöterich (Erysimum scoparium)
Auch Obsidian sei zu finden, Mitnehmen jedoch streng verboten.
Wir hatten Glück: Das Wetter war ideal, als wir endlich die Seilbahn besteigen konnten.
Schwuppdiwupp! beförderte sie uns hinauf auf 3500 m. Dann mussten wir „nur“ noch die letzten 200 Höhenmeter bis zum Gipfel zu Fuß überwinden. Auf dieser Höhe kann man da schon ein bisschen ins Keuchen geraten.
Immerhin waren wir schneller oben als die 30 Minuten, die allgemein für den Weg angegeben werden.
Tadaa! Höher geht es nicht hinauf in Spanien. Unser Glücksgefühl war mega!
Der Gipfelkrater an sich ist nicht besonders eindrucksvoll, auch wenn an vielen Stellen schwefeliger Dampf austritt.
Der Rundblick vom Gipfel über ganz Teneriffa und die Nachbarinseln ist gigantisch, mit der Kamera jedoch kaum einzufangen.
Am nächsten Tag unternahmen wir eine Wanderung am Fuß des Vulkans Pico Viejo.
Wir kamen an einigen Lavatunneln vorbei, die leider alle verschlossen waren.
Auf dem Rückweg sahen wir schon Wolken aufkommen, die den Teide und den Pico Viejo einhüllten. Bald zog es sich weiter zu. Per Mail erhielten wir dann die Nachricht, dass wieder eine Unwetterwarnung ausgegeben wurde und der Camping ab Mitternacht geschlossen sei. So mussten wir uns vom Teide verabschieden und machten uns auf den Weg nach La Esperanza. Die Strecke fuhren wir jetzt zum vierten Mal und wieder war an den vielen Aussichtspunkten nichts als dichter Nebel zu sehen.
Zum Trost für uns entdeckte Ulrike vor dem Rathaus von La Esperanza eine blühende Tajinaste. Hier, auf 900 m, blüht sie schon jetzt. Oben im Nationalpark, wo sie natürlicherweise vorkommt, treibt sie ihre Blütenstände erst im Mai aus.
Jetzt freuen wir uns auf die Prozessionen in der Semana Santa, der Karwoche, und hoffen, dass sich Wolken und Regen bis dahin verziehen werden.
Bis zum nächsten Mal!
¡Hasta luego!