Santa Cruz de la Palma war für die Semana Santa geschmückt.

Am Mittwoch fand die „Procesión del Santo Encuentro“ statt. „Encuentro“ bedeutet Begegnung. Dabei nehmen verschiedene Pasos in getrennten Prozessionen unterschiedliche Wege durch die Stadt und treffen sich an einem Punkt. Danach kehren sie wieder zurück.
In der spanischsprachigen Welt gibt es verschiedene Versionen.
Hier in La Palma waren die Hauptakteure der „Nazareno“ …

… und auf der anderen Seite „San Juan Evangelista“ und „Nuestra Señora de los Dolores“.

Kurz vor dem Start wurden noch letzte Vorbereitungen getroffen.

Für die Fotografen stellten sich alle in Pose.

Dann ging es los. Der Nazareno verließ zuerst die Kirche. Wir folgten ihm.

Vor der Kirche wurde er von der Blaskapelle begrüßt.

Weiter ging es durch die teils engen Gassen.

Wir beobachteten, wie die Prozession in eine Gasse abbog, die über viele Treppen steil nach unten führte.

Während die Prozession normalerweise nur sehr langsam und würdevoll voranschreitet, wurden die Treppen mit Schwung genommen. Vor der obersten Stufe wurde eine Pause gemacht, sich konzentriert und auf Kommando ging es dann erstaunlich schnell hinunter.
Als Fotograf musste man schon aufpassen, rechtzeitig aus dem Weg zu kommen.

Auf dem Platz vor der Kirche San Salvador sollte das Encuentro, die Begegnung, stattfinden. Sie wurde schon erwartet, Kinder selbstverständlich in erster Reihe.

Der Nazareno wartete auf einer Seite, …

… bis sich von der anderen Seite Maria und Johannes näherten. Sie hatten den leichteren Weg genommen, ohne die vielen Treppen.

Die Begegnung dauerte einige Minuten, dann drehten sich Maria und Johannes um und alle drei zogen gemeinsam zurück zu ihrer Kirche.

Nachts um 22 Uhr begann eine weitere Prozession. Während wir auf den Beginn warteten, erzählte uns ein älterer Herr, dass der Ablauf der Semana Santa in Santa Cruz stets gleich bliebe. Er selbst hätte seine erste bewusst im Jahr 1955 erlebt.

Es war die „Procesión del Señor de la Caida“, des gefallenen Christus.

Auch er lief nicht alleine, sondern mit großer Begleitung durch die Stadt.

Am Gründonnerstag Abend wurde der „Señor de la Piedra Fría“, Jesus auf dem kalten Stein, aus der Kirche geholt. Die Figur des weitgehend unbekleideten Christus, auf Golgatha, sitzend auf einem Stein und den Tod erwartend, stammt aus Mexico und sei das am meisten verehrte Bildnis auf La Palma. Bevor der Zug durch die Gassen startete, spielte die große Blaskapelle ein Konzert.
Wir hätten das fast verpasst, da es nicht im Programm stand. Wozu auch? Weiß doch eh jeder…

Am Vormittag des Karfreitag nahmen wir an der „Procesión del Calvario“ teil.

Der Nachwuchs der Cofradías und Musikkapellen nahm schon aktiv am Geschehen teil.

Die Bilder täuschen, es waren schon viele Zuschauer in den Gassen. Einen ruhigen Hintergrund für die Fotos zu finden, war gar nicht so leicht.

Wer steckt da wohl unter der roten Kaputze, Mama oder Papa?

Gegen Ende der Prozession reihten sich alle sehr fotogen auf der Plaza de San Francisco auf.

Wir zogen zusammen mit den Musikern und vielen Zuschauern weiter zum Hospital de los Dolores, wo die nächste Prozession stattfand.
Hier machten die schwarzen Umhänge die Entscheidung für die optimale Belichtung nicht leichter.

Die Kette wurde angelegt, die dann während der Prozession so schön rasselt, wenn sie über Asphalt oder Kopfsteinpflaster gezogen wird.

Schließlich stellte man sich im Inneren vor dem Portal auf.

Ein kleiner Zuschauer gesellte sich mutig dazu, bevor er von seiner Mama wieder herausgeholt wurde. Ob wohl sein Papa unter einem der schwarzen Umhänge versteckt war?

Die Musik setzte ein und die Prozession zog heraus.

Die Träger des Pasos „Nuestra Señora de la Piedad“ waren in Zivil.

Am Abend des Karfreitags zog die größte der Prozessionen, die „Procesión del Santo Entierro“, die Prozession des heiligen Begräbnisses, aus der Kirche San Salvador.
Wir sicherten und rechtzeitig einen Platz mit einem guten Blick auf das Portal, durch das alle zogen.

Die Figur des toten Christus wurde von lokalen Würdenträgern geschultert. Die Jüngsten waren sie nicht mehr und man merkte ihnen schon an, das der Paso Gewicht hatte.

Die Frauen mussten (oder durften) nicht so schwer tragen.

Nach ca. 1 1/2 Stunden kam der Zug wieder zurück in die Kirche. Die Figur des toten Christus wurde einmal in Kreis durch die Kirche getragen bis zu dem Sarg, der im Altarraum aufgebaut war.

Dort wurde Christus in den Sarg gelegt.
Achtet einmal auf das Gesicht des Mädchens, das hinter dem Sarg steht. Sie weiß schon, was jetzt kommen wird.

Mit Schwung wird der Sargdeckel zugeworfen.
Ein lauter Knall - das Licht geht aus - Dunkelheit - ein Baby weint erschrocken.
Nach zwei Sekunden geht das Licht wieder an, alle bleiben noch eine Weile ergriffen stehen und machen sich dann auf den Heimweg.

Wir hoffen, euch einen kleinen Einblick in die Feierlichkeiten der Semana Santa gegeben zu haben.
Uns hat es wieder sehr beeindruckt.
Gut gefallen hat uns auch die Größe des Geschehens. Es wurde einerseits viel geboten und mit großem Aufwand inszeniert und perfekt umgesetzt. Auf der anderen Seite waren jedoch keine Unmengen von Zuschauern dabei. Es gab keine Absperrungen und Wolfgang wurde von allen, auch von den Pressefotografen, als Fotograf respektiert und konnte sich mitten im Geschehen bewegen, selbstverständlich stets ohne die Prozessionen zu behindern.

Jetzt müssen wir die Erlebnisse erst einmal etwas verarbeiten und dann werden wir unsere Reise über La Palma beginnen. Bis Ende Mai wollen wir auf der Insel bleiben.

Bis zum nächsten Mal!

¡Hasta luego!