Über drei Wochen verbrachten wir an „unserem“ Karibikstrandcampingplatz .
Extra für den Karibikstrand hatte sich Wolfgang ein original-bayrisches Weizenbier (in Ecuador gekauft) aufgehoben, um es dann gut gekühlt unter Palmen genießen zu können. Es war dann auch echt lecker!
An den Straßen wird geschmuggeltes venezolanisches Benzin angeboten. In Venezuela gibt es lange Schlangen vor den Tankstellen, aber die Schmuggler scheinen keine Knappheit zu haben.
Was ist das?
Antwort: Ein mit Palmwedeln gedecktes Dach von unten. Es hält die Hitze viel besser ab als Wellblech.
Zu unserem Camping gehört eine Finca mit diesem Mangobaum, dessen Früchte bald erntereif sind. Im Bild die Besitzerin, die uns zum Abschied nochmals zum Essen einlud und ihr ganzes Anwesen zeigte. Dafür setzen wir ihren Platz auf „i Overlander“, dem Portal der Reisenden.
Wieder in Santa Marta verbrachten wir 2 Tage nicht nur mit Einkaufen und den Formalitäten für unsere Aufenthaltsverlängerung (Migración, 2 verschiedene Behörden vom Zoll und zuletzt noch die Versicherung für Sunny), sondern erfreuten uns wieder an den schönen Murales der weitgehend touristenfreien Altstadt.
Nochmals unternahmen wir einen Abstecher zur Kaffeefinca Victoria bei Minca, um unsere Kaffeevorräte aufzufüllen, die Natur zu genießen und 2 kühle Nächte zu haben.
Zur Finca gehört auch eine kleine Brauerei, die mit Zutaten aus Deutschland hervorragende (und leider teure) Biere braut.
Alltag auf Kolumbiens Straßen: Alle 30 - 40 km eine Mautstelle, meist so für 3-4 Euro. Da läppert sich ganz schön was zusammen.
Unser Ziel war Santa Cruz de Mompóx (auch nur Mompóx oder Mompós genannt), eine wunderschöne Kolonialstadt. Sie liegt in der super-heißen Ebene des Río Magdalena, umgeben von Weideland, Sümpfen, Kanälen und „Ciénagas“, flachen Lagunen. Der Magdalena teilt sich flussaufwärts auf, so dass Mompóx auf einer großen Flussinsel liegt. Bis vor kurzem war der Ort nur mit Fähren zu erreichen. Jetzt gibt es eine Brücke über den Fluss.
WIr fanden ein schattiges Plätzchen für unseren Sunny. Humbold (25.4.-5.5.1801 in der Stadt) nannte Mompóx „einen der heißesten Orte in Amerika“, was wir gut nachvollziehen können. Gefroren haben wir jedenfalls trotz des Schattens nicht.
Manche der Bäume waren Mangobäume und es war Erntezeit. „Bong- Bong“ machte es auf Sunny. So brauchten wir am Morgen nur die leckeren Früchte aufsammeln.
Was wir liegen ließen, holten sich die scheuen Iguanas, die von den Bäumen kamen, wenn sie sich unbeobachtet fühlten.
Am Palmsonntag waren wir mitten im Trubel: Auf dem nahen Fußballfeld wurden den ganzen Tag Turniere ausgetragen. Die Zuschauer wurden mit ausreichend gut gekühltem Bier versorgt.
Der Blick aus unserer Schiebetür:
Am Flussufer wurde Sand geschaufelt und teils mit Eselskarren, teils mit alten verbeulten LKW abtransportiert.
Der Müll wird auf kreative Weise zum Recyclinghof gefahren.
Mompóx ist seit 1995 Unesco-Weltkulturerbe. Die koloniale Architektur im Zentrum ist weitgehend erhalten und praktisch nicht von moderneren Gebäuden durchbrochen. Zudem gibt es 6 (!) große Kirchen in der Stadt.
Wie kommt so eine Stadt mitten in die glutheißen und Moskito-verseuchten Sümpfe?
Ganz einfach: Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein lief der ganze Personen- und Warenverkehr zwischen der Küste und dem Landesinneren über den Magdalena, der das Land in Süd-Nord-Richtung durchfließt. Mompóx liegt direkt an einem der Flussarme auf halbem Weg zwischen Cartagena und Bogotá.
Als dann die Dampschiffe aufkamen, verlor der Ort an Bedeutung, da diese die Route über den anderen Flussarm nahmen.
Dennoch blieb die Bausubstanz gut erhalten. Heutzutage befindet sich Mompóx in einem Dornröschenschlaf, aus dem es zweimal im Jahr, zur Karwoche und zum Jazzfestival im Oktober erwacht.
Die Kirche Santa Barbara (1613) ist von außen die interessanteste.
In der Kirche San Augustin (1606) befindet sich eine wundertätige Christusstatue, die vor vielen Jahren Mompóx vor einem verheerenden Hochwasser errettet hat.
Vor Gründonnerstag und nach Ostermontag waren die Altstadtgassen leer.
Auf die Portale wurde großer Wert gelegt.
Auch Türklopfer konnte man sich nicht montieren, wie man gerade Lust hatte. Die Löwenköpfe waren hohen Militärs vorbehalten.
Die Fenster haben außen Gitter und innen Fensterläden, aber keine Scheiben.
So konnten wir Blicke in das Innere werfen. Viele der feudalen Häuser waren Hotels oder gehören heute reichen Familien aus Bogotá, die dann zur Karwoche anreisen.
Die Schaukelstühle mit Geflecht werden in Mompóx hergestellt und sind im ganzen Land berühmt.
Besonders gefallen haben uns die Innenhöfe.
In einem der Höfe, heute ein Hotel, steht ein riesiger Ficus.
Etwas vom Zentrum entfernt warten noch einige Häuser auf die Restauration.
In diesem hier, der Casa del Diablo, soll sich der Teufel die Seelen holen, was den Tischler (und Neffen des Besitzers), der im Erdgeschoss Möbel herstellte, aber nicht sonderlich beeindruckt hatte.
Der Friedhof ist durchaus einen Besuch wert.
Außerhalb des historischen Zentrums finden sich Murales.
Fotoscheu ist hier niemand.
Auch der Libertator, Simón Bolívar (die Betonung liegt auf den Akzenten, nicht so, wie wir den Namen in Deutschland meist aussprechen), war mehrfach in der Stadt.
Wir aber kamen vor allem, um die Karwoche zu erleben. Mehr dazu im nächsten Blog.