Bevor wir Mompox verließen, unternahmen wir noch einen Bootsausflug zur Ciénaga pijiño. Ciénaga werden die vielen flachen und teils sumpfigen Seen in der Ebene Nordkolumbiens genannt. Ein Stück fuhren wir über den Fluss Magdalena und dann durch einen natürlichen Kanal, der die Ciénaga speist.

Im flachen Wasser der Ciénaga wurde gefischt.

Viele Vögel standen im Wasser oder im Gras.
Vogel Nr. 196, ein Himantopus mexicanus/amerikanischer Stelzenläufer.

Vogel Nr. 197, ein Vanellus chilensis/ Bronzekiebitz

Wieder auf dem Río Magdalena überraschte uns schönes Abendrot.

Dieser Bus stand in Palenque de San Basilio.
Optisch ein Ort wie viele andere auch, bevölkert von Nachkommen afrikanischer Sklaven, ist er ein immaterielles Unesco-Weltkulturerbe.
Er wurde von entflohenen Sklaven Anfang des 17. Jahrhunderts gegründet und befestigt, denen es gelang, hier in Freiheit zu leben. Auch heute noch sprechen sie ihre eigene Sprache, die nur hier in dem Ort gesprochen wird, eine Mischung aus afrikanischen Bantu-Sprachen, Spanisch und Portugiesisch.
Natürlich können heute alle (ein für uns schwer verständliches) Spanisch.

15 km südöstlich vor Cartagena gibt es einen schönen botanischen Garten. Gewächshäuser werden hier nicht benötigt…

Cartagena ist heute eine moderne (und sehr teure) Stadt, seit 1984 UNESCO Weltkulturerbe, wird sie auch die Perle der Karibik genannt. Auf der Halbinsel Bocagrande wachsen die Wolkenkratzer in den Himmel.

Allerdings kamen wir und die unzähligen weiteren Touristen nicht hierher, um Hochhäuser zu bewundern, sondern wegen der gut erhaltenen Altstadt, die noch fast vollständig von einer imposanten Stadtmauer umgeben ist.

Viele Häuser sind restauriert und frisch gestrichen. Allerdings sei die Altstadt vollständig gentrifiziert und von den ursprünglichen Bewohnern lebe niemand mehr hier. Dafür gibt es viele schicke und teure Boutiquen und Restaurants. Dank der vielen Klimaanlagen hatte Ulrike danach eine deftige Erkältung.

Hier war der Sklavenmarkt. Cartagena hatte das Monopol auf den Sklavenhandel im spanischen Südamerika. Diese Steinkugeln symbolisieren die Steinkugeln, an denen die Sklaven, die die Überfahrt in gutem Zustand überlebt hatten, angekettet waren.

Selbstverständlich hat auch Cartagena eine Plaza Bolívar mit einer imposanten Reiterstatue des Libertators (die von den Tauben nicht gerade mit Respekt behandelt wird).

Direkt an der Plaza steht das Gebäude der heiligen Inquisition, heute ein Museum.

In dieses Fenster konnte man (zu Pferd) die Anzeige werfen und seinen Nachbarn der Ketzerei oder Hexerei bezichtigen.

Auf dem Süßigkeitenmarkt kamen die Naschkatzen (entdeckt ihr Ulrike?) auf ihre Kosten.

Die Portale der Stadthäuser sind so groß, damit man mit den Pferdekutschen hineinfahren konnte.

Sehr aufwändig waren viele Türklopfer. Löwenköpfe waren Militärs vorbehalten.

Fische, Meerjungfrauen oder andere Meeresbewohner waren an den Häusern der Händler.

Reptilien wiederum zeigten, dass Verwandte des Königs hier residierten.

Arabische Einwanderer, hier „Turcos“ genannt, waren oft wohlhabende Händler, die sich mit Arabesken verzierte maurische Villen bauten.

Gethsemaní, früher auf der Nachbarinsel gelegen (heute ist die Verbindung zur Altstadt aufgeschüttet), ist noch nicht vollständig gentrifiziert.

Am Sonntag nach Ostern fand die Erstkommunion statt…(und diese Familie posierte gerne für uns)

…oder es wurde geheiratet.

Weite Teile der 11km langen Stadtmauer Cartagenas sind begehbar.

Abendlicher Blick auf Bocagrande mit den Yachten des exklusiven Clubs Pesca im Vordergrund.

Schön beleuchtet am Abend ist das eindrucksvolle Castillo de San Felipe de Barajas, die imposanteste Festung, die die Spanier in Südamerika bauten.

Am Aufgang zur Castillo kommt man an diesem Herrn vorbei: Admiral Blaz de Lezo, genannt „Mediohombre“, halber Mann. In seinen Schlachten hatte er ein Auge, einen Arm und ein Bein verloren.
Ihm haben wir es im wesentlichen zu verdanken, dass wir hier unser Spanisch üben können und nicht das Englisch.
1741 griffen die Engländer Cartagena an, mit der bis dahin größten Flotte in Südamerika: 186 Schiffe mit 2000 Kanonen und 23000 Mann. Blaz de Lezo hatte 5 (!) Schiffe und ca. 5000 Mann. Der englische Admiral war sich so sicher, dass er schon mal ein Schiff nach England schickte, um seinen Sieg zu verkünden. Gedenkmedallien wurden gedruckt.
Doch es kam anders: Dank der genialen Verteidigung Mediohombres und mit Unterstützung einer Armee von Mosquitos in den Sümpfen, die die Engländer mit Gelbfieber infizierten, konnte Blaz de Lezo die Stadt halten und die Engländer mussten geschlagen abziehen, nachdem sie 50 Schiffe und die Hälfte ihrer Männer verloren hatten.
(Irgendwie haben wir darüber im Englischunterricht nichts gehört, nur über den Sieg gegen die spanische Armada…)

Das Castillo ist gewaltig.

Zu Zeiten des Mediohombres existierte nur dieser zentrale Teil der Festung.

In den labyrinthähnlichen Gängen kann man sich verlaufen.

52km nordöstlich von Cartagena liegt der Schlammvulkan El Totumo. Diese Touristenattraktion steuert man am besten am frühen Morgen oder kurz vor Sonnenuntergang an, um nicht Schlange stehen zu müssen.

Aus 500 Metern Tiefe steigt hier lauwarmer Schlamm auf, grau und in einer Konsistenz, die irgendwo zwischen Pudding und Vanillesoße mit Klümpchen liegt.

Hat man sich überwunden und hineinbegeben, stellt man überrascht fest, dass die Dichte des Schlammes so hoch ist, dass man nicht weiter als bis zur Brust einsinken kann, auch wenn man keinen festen Boden unter den Füßen hat.
Der weniger lustige Teil des Vergnügens kommt hinterher, wenn man mühsam versucht, den Schlamm wieder von der Haut und den Badeklamotten zu bekommen…
Dafür hat man danach ein Ganzkörperpeeling, die Haut dankt es.