Am 18.3.2020 sind wir in Kolumbien mit 8 Nachtstunden Vorlauf von Pereira nach Bogota und von da mit Lufthansa nach Frankfurt geflogen.
Covid19 Unterschlupf haben wir bei Tochter Nora mit Familie gefunden.
Im Mai wurde uns klar, dass eine sorgenfreie Weiterreise in Südamerika, so wie wir es gewohnt waren, so schnell nicht möglich sein wird und wir versuchen sollten, ob wir unseren Sunny in unserer Abwesenheit über den Teich bekommen. Ein Verkauf in Südamerika ist zur Zeit sicher nur mit großen Verlusten, zumindest nicht mit den jetzt in Deutschland üblichen hohen Preisen für Wohnmobile möglich.
Wir trugen alle Infos zusammen, die wir bekommen konnten:
Agenten in Cartagena/Kolumbien,
Reedereien die Kolumbien-Europa anbieten,
Agenten in Europa bzw. Deutschland,
wer fährt uns das Auto durch Kolumbien
usw.
Dazu posteten wir auf dem Panamericana Forum.
daraufhin erhielten wir eine private Email von lieben anderen Reisenden mit dem Tipp auf die Reiseagentur Bacano Travel mit der Besitzerin Maria Klaus. Sie wohnt just in dem Ort, in dem wir Sunny auf einem überwachten Grundstück bei einem deutsch-kolumbianischen Ehepaar abstellen durften. Die waren so lieb, uns jeden Monat die Batterie anzuklemmen, den Motor laufen zu lassen, Platten reparieren zu lassen, Lebensmittel auszuräumen, Wäsche zu waschen und vieles mehr. Danke, Danke an Eugenia & Volker!
So verbrachte unser Sunny die "cuarantena" in Kolumbien:
Tipps bekamen wir auch von Hans von der Finca Sommerwind im Norden Ecuadors, der 2019 einem erkrankten Gast sein Wohnmobil nach Cartagena gefahren und es von dort verschifft hat.
Zum Procedere:
Wir brauchten ein „poder“ (auf deutsch „Vollmacht“), das Maria berechtigte, in unserem Namen zu handeln, das Auto zu fahren und zu verschiffen. Dieses Papier auf spanisch musste eine beglaubigte Unterschrift vom Fahrzeughalter haben und diese Beglaubigung konnte das kolumbianische Konsulat in Frankfurt am Main geben.
Die Beglaubigung bekommt eine Nummer, wird auf einem Server des kolumbianischen Außenministeriums hinterlegt und kann dann in Kolumbien unter einem gewissen Aktenzeichen online eingesehen werden (musste also nicht im Original dahin versendet werden). Das fanden wir sehr fortschrittlich und angenehm, denn ein DHL Express Brief mit Einschreiben hätte knapp 100€ gekostet und wer weiß, ob das zu Covid 19 Zeiten funktioniert hätte.
Unser Verschiffungs-Agent in Cartagena: Luis Ernesto La Rota R. von
ENLACE CARIBE SAS (Mail: GERENCIA@ENLACECARIBE.COM) bot uns einen Frachtpreis an, den dt. Agenturen nicht bieten konnten, dafür keine Versicherung.
Diese Versicherung schlossen wir bei Pataenius ab. (PANTAENIUS Versicherungsmakler GmbH Grosser Grasbrook 10 |20457 Hamburg |Germany Tel. +49 40 37091 250|Fax +49 40 37091 110. Zuständig ist Frau Rilli : SRilli@pantaenius.com). Dabei half uns Herr Claus Hansen von Caravan Shippers. Mit ihm hatten wir einigen Telefonkontakt und viele Tipps bekommen, weswegen wir ihn beauftragten unseren Sunny in Bremerhaven an Land zu holen.
Maria machte sich im Vorfeld mit unserem Sprinter und seinem Fahrverhalten vertraut. Am Freitag 18.9. brach sie auf und kam am Sonntag 20.9.20 in Cartagena an, wo sie in strömendem Regen Sunny von außen waschen ließ.
Montag 21.9.20 war dann die Zollkontrolle, am Dienstag 22.9.20 die Drogenkontrolle. Beides wohl sehr unkompliziert.
Mittwoch 23.9.2020 erfolgte die Verladung auf die Hoegh Yokohama.
Den Weg der Yokohama durch die Karibik konnten wir noch online verfolgen, auf der Strecke über den Atlantik hatten wir sie dann nicht mehr auf unserem „Radar“.
Mit Claus Hansen von Caravan Shippers vereinbarten wir den 15.10. als Abholtermin im Hafen von Bremerhaven. Auf meinen Anruf bei Caravan Shippers am 13.10., ob sich Änderungen ergeben haben, hat uns 14.10. Luciano Tedescu zurückgerufen und noch Tipps gegeben, sowie seinen Whatsapp-Kontakt.
Wir fuhren am 14.10. mit dem Smart der Tochter nach Bremerhaven. Mit einem Zwischenstopp im Stadtpark von Hannover, wo uns eine Freundin ein leckeres Picknick bereitet hatte (danke, liebe Andrea!). Wir übernachteten Covid-19 freundlich in einem Wohnwagen. Am 15.10 um 8.30 waren wir am Terminal. Ca. 45 min später wurden wir zu Sunny gefahren, der in einem abgesperrten, umzäunten Areal stand.
Das erste Wiedersehen nach sooo langer Zeit:
Alle Siegel an allen Türen und Klappen, die in Cartagena angebracht worden waren waren intakt. Von außen sah Sunny nur diskret mehr angerostet aus. Dann sollten wir eigentlich aus dem Hafen fahren, baten aber um eine Stunde Zeit um auch im Inneren Sunnys Inhalt grob zu sichten. Es sah alles ok aus. Nur die Handbremse ließ sich nicht komplett lösen. Das Hafenpersonal war so nett, uns dabei zu helfen.
Wir haben dann noch unsere original Nummerschilder angebracht und ein Beweisfoto gemacht.
Die 700 km nach Stuttgart waren etwas anstrengend zu fahren, der Smart fuhr spritsparend im Windschatten von Sunny. Um 21 Uhr war unsere Mission erfolgreich beendet und wurde mit einem Glas Sekt begossen. Sunny steht jetzt wieder auf seinem alten Platz vor unserem Haus.
Unser besonderer Dank geht an:
• unsere Stellplatzprovider Eugenia & Volker in Pereira für mehr als 6 Monate Domizil und Pflege von Sunny.
• Maria Klaus für ihre Umsicht, Verlässlichkeit und Elan bei der Abwicklung des Transfers von Sunny nach Cartagena. Wenn die Pandemie Geschichte vorbei ist und man wieder reisen kann und ihr in der Kaffeeregion seid (ein Muss, wenn man durch Kolumbien reist), dann schaut doch bei ihr vorbei!
• Claus Hansen und Luciano Tedesco von Caravan Shippers für alle Infos lange im Vorfeld und dann aktuell.
• unsere Jugend für alle Unterstützung
• an viele Freunde und Verwandte fürs Daumendrücken und die guten Gedanken.
Nächste Woche darf Sunny gleich in die Werkstatt und zum TÜV- danach können wir wieder unterwegs sein trotz bzw. mit Covid 19.
Tja, so ist unser fünfjähriges Abenteuer in Südamerika erst einmal vorbei. Sehnsucht wiederzukommen haben wir jetzt schon.
Zum Schluss noch eine kleine Bilanz zu unserer Reise über den angeblich so gefährlichen Kontinent:
5 Jahre, 75.000 km
Einbrüche: 0
Diebstähle: 0
Überfälle: 0
Bedrohliche Situationen: 0
Sicherlich haben wir eine gute Portion Glück gehabt. Umsichtig waren wir auch und die großen Städte haben wir im Allgemeinen gemieden.
Außerdem hatten wir den Rat bolivianischer Fahrer befolgt und uns in Copacabana die „bolivianische Versicherung“ geben lassen (nun gut, nur die katholische und nicht noch zusätzlich die der Schamanen).
Offensichtlich hat es geholfen. Also, nicht auslassen, wenn ihr am Titicacasee seid.
Somit verabschieden wir uns erst einmal von euch allen.
Mal sehen, wohin wir im nächsten Jahr reisen können, wenn sich die Covid-Lage etwas entspannt hat.
Bleibt gesund!
¡Cuidense🍀🍀🍀!
¡Hasta luego! 🤗 WU